Gestern gab es im Pay-after einen isländischen Film, 101 Reykjavík, im isländischen, englischen, spanischen und deutschen Originalton mit deutschen und französisichen Untertiteln. Das heißt, dass die Kopie aus der Schweiz kam.
"Reykjavík ist ein sibirisches Dorf, in dem man nichts tun kann."
Hlynur Björn Halvarsson ist 28 Jahre alt und lebt noch zu Hause bei seiner Mutter. Im Gegensatz zu Tanguy ist er arbeitslos.
"Und was machst Du?" - "Nichts." - "Wie Nichts?" - "Die Nichtigkeit des Nichts."
Eigentlich schaut sich Hlynur nur Pornos an, wenn er nicht im Internet surft. An den Wochenende versucht er, stark alkoholisiert auf irgendwelchen Feten irgendein Mädchen anzubaggern, mit ihr zu schlafen und sie zu verlassen, bevor sie aufwacht. Familie ist eh spießig. Ab und zu trifft er auch seinen Vater, einen Alkoholiker, der auf der Straße haust.
Das ändert sich, als Hlynurs Mutter ihre spanische Flamencolehrerin Lola über Weihnachten nach Hause einlädt. An Silvester passiert das, was auch mit isländischen Mädchen passieren würde. Doch kurz darauf erklärt, Hlynurs Mutter, dass sie sich in Lola verliebt hat und die beiden ein Kind haben möchten. Lola ist schwanger. Gleichzeitig wird auch Hofy, ein Mädchen von den Parties schwanger. Hlynur ist nicht nur über seine Vaterschaften im Unklaren.
Dieser Film von Baltasar Kormákur ist provozierend. Besonders krass ist Hlynurs Verweigerung, irgendwelche Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. "Wenn ich keine Arbeitslosenstütze mehr kriege, dann geh ich in eine Reha auf Entziehungskur, und dann kriege ich meine Altersrente." Aufgrund von verschachtelten Schnittfolgen bietet 101 Reykjavík dem Zuschauer jede Menge Möglichkeiten zum Rätseln.
Ich habe nach längerem Überlegen den Preis noch von drei auf fünf von fünf möglichen Euro erhöht, weil er doch besser als Tanguy war. Ich bin aber auch jetzt noch nicht in der Lage, einen angemessenen Preis festzusetzen.