Bikes vs. Cars

Gestern gab es im Metropol eine Sondervorstellung, auch wenn mir das so nicht bewusst war. Nach Bikes vs. Cars, einem schwedischen Dokumentarfilm, der im englischen, portugiesischen und spanischen Original mit meist gut lesbaren Untertiteln gezeigt worden ist, folgte noch eine Podiumsdiskussion über die Integration von Radfahrern in den Düsseldorfer Straßenverkehr. Dabei wurde allerdings die Frage der nächtlichen Straßenbeleuchtung ausgeklammert.

Bikes vs. Cars betrachtet die Situation des Straßenverkehrs in São Paulo, Los Angeles, Kopenhagen, Toronto und Bogotá. Ein kurzer Blick wird auch hinter die Kulissen des Berliner Politikbetrieb geworfen. In manchen Städten muss man nahezu todesmutig sein, um auf den Straßen Fahrrad zu fahren. Dies gilt zumindest für São Paulo, wo nur ein paar Verrückte es wagen, auf der Avenida Paulista sich mit dem Fahrrad fortzubewegen. Denn dieses kann auch mal tödlich enden. Anders sieht es aus, wenn man in Kopenhagen Taxifahrer ist. Von überall her wird man von Radfahrern umzingelt. Sie kommen von rechts, links, hinten, vorne, unten und oben. Kein Wunder, dass dieser Mann vollkommen fertig mit den Nerven ist.

Unbestreitbar scheint das Auto sein größtes Versprechen, nämlich das freier Mobilität immer weniger einhalten können. In São Paulo steht man jetzt schon zwei bis vier Stunden im Stau, weil das Verkehrsnetz nie dafür gemacht war, so viele Statussymbole der Mittelschicht aufzunehmen. In Los Angeles ist ein Bevölkerungswachstum um knapp 25% mit einem Wachstum der Autobevölkerung um mehr als 200% einhergegangen. Kein Wunder, dass Los Angeles als Welthauptstadt der Staus gilt. Bei solchen Verhältnissen ist es kein Wunder, dass einige Mitbürger aus Schnelligkeitsgründen auf das Fahrrad umsteigen, weil man so den Stau umfahren kann. Selbst mit waghalsigen Manövern zwischen den Autos ist man noch deutlich schneller. Konfrontationen zwischen Fahrradfahrern und Autofahrern sind da nicht selten. Zum Beispiel ließ der Bürgermeister von Toronto die Markierungen für Fahrradwege entfernen, da sie Parkplätze wegnähmen. In São Paulo wurden in einer Nacht- und Nebelaktion Fahrradwege auf den Straßen markiert, wobei 40.000 Parkplätze verschwanden. Aus eigener Erfahrung weiß ich aus Beijing, dass die Umstellung vom Fahrrad aufs Auto nur zu einem großen Verkehrschaos geführt hat.

Es ist kein Wunder, dass auch Automobil- und Ölindustrie ein großes Interesse haben, dass Straßen nach den Bedürfnissen des Autos ausgerichtet werden. Schließlich sichert der Automobilverkehr jede Menge Arbeitsplätze auch in Deutschland oder Brasilien. Im Zuge dessen werden Radfahrer an die Seite gedrängt. Radbasierte Verkehrskonzepte findet man in Dänemark und den Niederlanden, beides Länder ohne große Autoindustrie. Wie auch in The Human Scale wird deutlich, dass Verkehrsplanung eine politische Aufgabe ist. Bikes vs. Cars bekommt von mir 12 von gezahlten 8 Euros. Mal sehen, ob in 20 Jahren die Autos immer noch Benzinmotoren haben.

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