Café Society, das neueste Werk von Woody Allen, bedeutet namenstechnisch nicht Café Gesellschaft, sondern Cafégesellschaft.
Ich hatte nicht nur an dieser adjektivischen Verwendung des Wortes Café etwas zu knabbern, sondern auch daran, dass
Schauspieler wiederkehren. Der Vater des jüdischen Protagonisten Bobby, wurde von demselben Schauspieler gespielt, der auch
schon Nancys Vater in Man up gespielt hat. Man up handelt davon, wie sich zwei Fremde in
Windeseile sympathisch finden können, so dass beide das Gefühl haben, den richtigen für den Rest des Lebens gefunden zu haben.
Café Society geht dieses Thema etwas langsamer an und konzentriert sich nicht auf das Überschäumen der Gefühle.
Café Society spielt Ende der 1930er Jahre in Amerika. Bobby Dorfman wird von seinen Verwandten aus New York nach Kalifornien
geschickt, um bei seinem Onkel Phil in Hollywood Arbeit zu finden. Sein älterer Bruder Ben geht mehr oder weniger
zwielichtigen Geschäften nach und taugt deshalb nur bedingt als Vorbild. Insofern fängt Bobby als Laufbursche für seinen
Onkel an, nachdem er Ewigkeiten auf einen Termin bei ihm warten musste. An den Wochenende leistet ihm Vonnie, mit richtigem
Namen Veronica, Gesellschaft. Die beiden verstehen sich ganz gut. Leider stellt sich recht bald heraus, dass Vonnie einen
Freund hat, der allerdings verheiratet ist und zum gemeinsamen Glück erst seine Frau verlassen müsste. Eigentlich so eine
klassische Geschichte, die nicht gut ausgehen kann. Im Fall von Café Society bieten sich noch weitere Komplikationen,
ansonsten wäre es kein Werk von Woody Allen.
Wie auch schon in Match Point spielt auch Café Society in Hollywood und dann auch später
in New York in den höheren Kreisen, wo Geld keine Rolle spielt, Arbeiten keine Mühe macht und der Erfolg sich von alleine
einstellt. Diese schöne Märchenwelt beinhaltet an das Bauhaus erinnernde Architektur und eine Vorliebe für pastellbraune
Anzugfarben. Auch Tiffanylampen und andere gediegene Einrichtungsgegenstände dürfen nicht fehlen. Irgendwie schafft es
Woody Allen, dass die 90 Minuten von Café Society so dahinplätschern, ohne dass irgendetwas Aufregendes passiert, auch wenn
die illegalen Tätigkeiten Bens nicht vollkommen ausgeklammert werden. Das Leben ist manchmal ganz schön widersprüchlich. Das
lässt sich festhalten. Von mir gibt es 9 Euro für den vollen Kartenpreis in gleicher Höhe.