City of God

City of God klingt doch nach einem richtig idyllischen Namen für einen Film. Was erwartet man? Grüne Landschaften, friedliche Leute, kurz die reinste Idylle. Was bekommt man? Das glatte Gegenteil: Die City of God (Cidade do Deus) ist ein Armenviertel irgendwo in Rio de Janeiro, fern von den Luxusgegenden, die man aus dem Fernsehen kennt.

City of God erzählt die Geschichte von Buscapé, nein eigentlich nicht. City of God erzählt die Geschichte der Cidade do Deus, 1968 von der Regierung gegründet, um den Armen von Rio de Janeiro Wohnungen zu geben. Das Wohnungsproblem war damit gelöst, nur damit war noch nicht sichergestellt, dass die Leute auch ein Einkommen haben. In der Cidade do Deus gab es deshalb auch eine Bande von Kleinkriminellen, die Wild Angels, die sich einen Spaß daraus machen, den täglichen Gaslaster zu überfallen.

Eines Tages kommt den Wild Angels die Idee, dass sie ein größeres Ding drehen könnten. Die Idee dazu liefert ihnen Löckchen (Dadinho), ein circa 11-jähriger Knirps. Sie überfallen ein Bordel. Löckchen findet dabei zum ersten Mal Spaß am Töten und legt alle Besucher und Angestellten des Etablissements um. Die Wild Angels zerstreiten sich und überleben ihren größsten Coup nicht.

1977 ist aus Löckchen Locke, der Boss, geworden. Buscapé versucht sich als Photograph seiner Schulclique. Alle rauchen Joints, und Locke hat mittlerweile ein gewisses Interesse am Drogenhandel entdeckt. Deshalb übernimmt er an einem Tag alle Drogenläden in der Cidade do Deus bis auf den von Karotte, weil der bei Lockes bestem Freund noch in Schuld steht.

Nicht dass Locke uns richtig sympathisch wäre, aber wenn er schlecht drauf ist und ihm Dein Gesicht nicht gefällt, bist Du leider tot. Das erzeugt eine gewisse Überzeugungsfähigkeit in der Umgebung. Und zeigt auch, was einen richtigen Gangster ausmacht: Bedingungslose Härte. Nicht so wie Buscapé: Sein Versuch, einen Busfahrer zu überfallen, scheitert daran, dass er den Busfahrer zu freundlich findet. Beim nächsten Versuch in einem Imbiß bekommt er statt Geld die Telefonnummer der Bedienung, eines netten Mädchens. Aber wir wollen nicht abschweifen...

Lockes bester Freund ist auch zu weich. Irgendwann will er aussteigen und sich auf eine Farm zurückziehen. Leider wird er auf seiner Abschiedsparty erschossen, womit dann die Protektion für Karotte hinfällig ist. Damit kommt es zum Bandenkrieg in der Cidade do Deus, zumal Locke noch die Frau des Busfahrers vergewaltigt hat, der sich dann aus Rache Karottes Gang anschließt.

Ich wollte nur sagen, dass wir es hier mit richtigen Verbrechern und einer realen Geschichte zu tun haben, nicht mit so Schlaffis wie diese dänischen Weicheier aus Flickering Lights oder diese Schmalspurentführer aus 19. Was zählt ist Überleben, koste es was es wolle. Hilfe von der Polizei kannst Du vergessen, die trauen sich doch nicht einmal in die Cidade do Deus.

Darum kann man es kaum glauben, dass sich im Bandenkrieg sich Buscapés Stunde eröffnet. Nichts geht einem Bandenchef mehr auf die Eier, als wenn sein Gegner in der Zeitung ist, und er nicht. Darum soll Buscapé Fotos von Locke machen, die zufällerweise in der Zeitung landen.

Das Ende vom Lied? Locke tot. Der Busfahrer auch. Karotte im Polizeigewahrsam. Buscapé gibt es auch nicht mehr, heißt jetzt Wilson Rodriguez.

Ich habe immer gewisse Probleme, einen Film mit knapp 50 Toten zu empfehlen. Es stellt sich erstmal die Frage, ob City of God gewaltverherrlichend ist. Ich kann dies sicher verneinen, da ich nach dem Kinobesuch erstmal froh war, in einer Gegend zu leben, in der man nicht täglich umgelegt werden kann und schon Kinder mit Waffen durch die Gegend laufen.

Zudem ist City of God filmisch gut dargestellt. Mit Effekten à la Matrix und raffinierten Schnitten wird die Handlung zerlegt und doch wieder zusammengehalten. Und gerade die Details machen City of God sehr spannend und auch irgendwie einfühlsam, obwohl mich City of God mindestens genauso verstört hat wie Flickering Lights.

"9 Euro von 6,50 gezahlten. Hast Du noch Fragen? Ich hoffe nicht, sonst lege ich Dich um. Hast Du verstanden?"

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