Curveball - Wir machen die Wahrheit

Ich weiß immer noch nicht, wie ich Curveball - Wir machen die Wahrheit, den ich gestern im deutschen, gut lesbar untertitelten englischen und nicht untertitelten arabischen Original gesehen habe, einsortieren soll. Ab und zu wirkt die Handlung so absurd, dass man nicht glauben könnte, dass es so passiert ist. Aber es scheint sehr an der Realität in deutschen Geheimdienstamtsstuben dran zu sein. Das ist dann nicht mehr lustig, sondern eher schockierend.

Wir schreiben das Jahr 1997. Der BND-Mitarbeiter Wolf (sein Nachname) sucht im Irak zusammen mit der CIA-Agentin Leslie (ihr Vorname) nach biologischen Waffen, die das Regime von Saddam Hussein besitzen sollte. Die Suche nach Anthrax (Milzbrand) war jedoch so erfolglos, dass das Team wieder in die Heimatländer zurückgeschickt worden ist. Also trennen sich die Wege von Wolf und Leslie. Zwei Jahre später wird in der bayrischen Asylantensammelstelle Zirndorf ein Iraker namens Rafid aufgegriffen, der angibt, an einem Programm zur Herstellung biologischer Kampfmittel im Irak teilgenommen zu haben. Für den BND ist diese Quelle Gold wert, da der BND in den Augen der anderen Geheimdienste ziemlich mau dasteht. Da nur Wolf über Kenntnisse des Iraks und biologischer Waffen verfügt, wird er auf Anraten von Schatz (hohes Tier im BND) anstelle des Quellenführers Retzlaff (mittelhohes Tier) auf Rafid angesetzt.

Rafid, der irgendwann den Tarnnamen Curveball bekommt, ist jedoch sehr zögerlich mit der Herausgabe spezifischer Informationen. Er soll zwar einen Unfall mit Anthrax mitbekommen haben, aber Genaueres wie Ort und Zeitpunkt sind ihm nicht zu entlocken. Ihm ist es wichtiger, einen deutschen Pass und die damit verbundene Sicherheit vor der Muchabarat, der irakischen Geheimpolizei, zu bekommen. In ihrer Verzweiflung wollen die deutschen Geheimdienstler die Augenzeugenschaft Rafid über Anthrax-Antikörper nachweisen. Diese Art von Bluttests können nur die Amerikaner machen und eine offizielle Anfrage ist ausgeschlossen. Da lässt sich Rafid plötzlich erweichen und macht eine sehr grobe Zeichnung von mobilen Anthrax-Reaktoren, die sich auf Sattelschleppern befinden. Dem BND ist mit dieser Information ein einmaliger Coup gelungen, dem nach der Veröffentlichung auch die anderen Geheimdienste zustimmen müssen.

Curveball - Wir machen die Wahrheit wirkt an einigen Stellen komplett surreal, aber auch gleichzeitig so real. Falls man einmal ein praxisnahes Beispiel für eine sich selbst verstärkende Informationsblase braucht, Curveball - Wir machen die Wahrheit liefert es. Gerade am Ende von Curveball - Wir machen die Wahrheit ist längst nicht mehr klar, wer der Hund auf der Jagd nach dem Knochen ist. Es fühlt sich fast an wie das berühmte "Suchen Sie mal ein paar Signifikanzen", mit der Forschung die Grundlage jeglicher Statistik verlässt. Spätestens wenn aus dem einfachen Bericht eine politische Realität geworden ist, verselbständigt sich alles. Egal, dass die Handlung gegen Ende immer unrealistischer wird - von mir gibt es 15 von gezahlten 9 Euro.

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