Drachenmädchen

"少林师傅子长安!" - "是是。" In deutscher Übersetzung wünscht der erste Satz dem Lehrer vom Shaolin-Kloster einen langen Frieden. Der zweite Satz bestätigt diesen Wunsch. Drachenmädchen (龙之女) läuft im chinesischen Original, größtenteils mit deutschem Voice-over und zum kleinen Teil mit gut lesbaren Untertiteln, und handelt vom Leben dreier Mädchen in Chinas größter privater Kongfu-Schule, dem Shaolinsi Tagou Wushu Xueyuan. Groß heißt hier wirklich groß. Die Schule hat etwa 35.000 Schüler.

Drachenmädchen zeigt den harten Schulalltag, der aus Training, Training und nochmals Training besteht, wobei Training sich als etwas definiert, wo ich nach 30 Minuten wegen der Härte aufgeben würde. (Das ist allerdings nur ein bedingt brauchbarer Maßstab.) Alles geschieht, um den Ruhm Chinas zu steigern, wie man an der Wand des einen von 19 Trainingssälen lesen kann.

Das chinesische Wort 功夫 (Pinyin: gongfu, Wade-Giles: kongfu) ist ein sehr eigentümliches Wort: Denn es bedeutet sowohl Zeit als auch Geschicklichkeit oder Arbeit. Wenn man den Vorsteher des nahegelegenen Shaolin-Klosters fragen würde, bedeutet gongfu wohl eher die über die Zeit mittels Meditation und körperlicher Übung erworbene Fähigkeit in der Kampfkunst. Dazu gehört auch eine gewisse Freiheit von den weltlichen Dingen, schließlich ist man ja auch Mönch.

Wenn man sich die Organisation des Shaolinsi Tagou Wushu Xueyuan anschaut, wird man von Freiheit nicht viel finden. Der gesamte Tagesablauf ist durchorganisiert. Selbst Versammlungen aller Schüler wirken wie eine Choreographie. Sogar die Lehrer der einzelnen Schülergruppen sind nichts anderes als Rädchen, die nur, wenn sie verheiratet sind, zweimal die Woche die Schule verlassen dürfen, um ihre Familie zu sehen. Irgendwie hat man den Eindruck, die Volksbefreiungsarmee hätte gerne Soldaten, die auch so gut exerzieren können. Und es ist fraglich, ob die Wachen an den Mauern vor einer Bedrohung von außen schützen oder eine Flucht von innen verhindern sollen.

Drachenmädchen zeigt auch, dass zum einen finanzielle Sorgen als auch erzieherische Nöte die Eltern der Kinder zwingen, ihre Kinder auf diese Kampfkunstschule zu geben. Natürlich sollen es die Kinder besser haben, aber der Konkurrenzdruck ist so hoch, dass ein zweiter oder vierter Platz selbst im Alter von 9 Jahren nicht genug ist. Und irgendwie bleibt die Frage, was mit den vielen Kampfkünstlern wird. Denn nicht jeder kann wie Jet Li eine Filmkarriere anfangen. Da Drachenmädchen eindeutig schwere Kost ist, fällt mir eine Bewertung schwer. Ich lege mich aber mal auf 15 Euro für meine Eintrittskarte von 7 Euro fest.

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