Die Nacht der Giraffe

Ein Zoo dient nach europäischem Verständnis erst einmal zur Erbauung und Belehrung der Besucher, auch wenn ein gewisser Herr Hagenbeck anno dunnemals schon den schaustellerischen Aspekt hervorgekramt hat, indem auch fremde Völker vorgeführt hat. Zum Teil steht dieser Vergnügungsaspekt auch im Vordergrund, so dass man sich ein wenig wie in einem Freizeitpark fühlt. Für dieses Gefühl sprechen die Tretboote in Schwanenform, die Wägelchen in Dinosaurierform und auch die ganzen Plüschtierstände, die sich im Rangunan Zoo im Süden Jakartas finden. Ja, Die Nacht der Giraffe kommt aus Indonesien und ist leider synchronisiert worden.

Lana hat sich als kleines Mädchen im Zoo verlaufen und ist dann in der Obhut einiger Wärter geblieben, auch wenn deren Status als offizielle Mitarbeiter des Zoos nicht ganz klar ist. Nun, als junge Frau kennt sie kein anderes Leben als das im Zoo. Fast jedes größere Tier kennt sie beim Namen und ihr persönlicher Liebling ist die einzige Giraffe des Zoos, ein wahrhaft majestätisches Tier. So kann Lana mittlerweile den Zoobesuchern auch Führungen zu allen möglichen Tieren geben.

Die Situation ändert sich, als ein zaubernder Cowboy auftaucht, der gleich stundenweise für das Pferdereiten im Zoo bezahlt. Zu Lanas Fortbewegungsmitteln gehören ja eher die Fahrzeuge für die Familien und Kinder. Dennoch schafft es der Cowboy, mit brennenden Taschentüchern Lana so zu bezaubern, dass sie mit ihm den Zoo verlässt.

Was dann passiert, lässt nur die Frage offen, wie man einen Zoo definieren soll. Gehört nicht auch schon die Tätigkeit als Zauberer oder als Wellness-Beauftragte in einem Spa dazu? Die Nacht der Giraffe wirft irgendwie im Nachgang einen Haufen Fragen im Geschlechterverhältnis auf, das auch durch Religionen und Traditionen wie den Islam, den Konfuzianismus oder auch den Hinduismus - um in Asien zu bleiben - ins Ungleichgewicht gebracht worden ist. In Europa hat selbst die Aufklärung dazu nichts beigetragen. Erst Bewegungen wie der Kommunismus und die Frauenrechtsbewegung haben zu einem Ansatz des Ausgleichs geführt. Für diese Erkenntnis gibt es von mir trotz düsterer, aber auch schöner Bilder für Die Nacht der Giraffe 15 von gezahlten 7 Euro.

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