Cesars Grill

Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob Cesars Grill, den ich mir gestern im deutschen und spanischen Original mit nicht vollständig lesbaren Untertiteln gesehen habe, wirklich der Sparte Dokumentarfilm zuzuordnen ist. Die Geschichte von Cesars Grill hat an einigen Stellen Spielfilmcharakter. Auch wenn mir die Untertitelfarbe Gelb lieber gewesen wäre, kommt das so:

Dario Aguirre kommt aus Ecuador und lebt seit 12 Jahren in Hamburg. Seine Brötchen verdient er als Filmemacher, der auf der Suche nach der Einheit mit dem Kosmos mittlerweile auch Vegetarier geworden ist. Eines Tages bekommt er einen Anruf von seinem Vater aus Ecuador, der ein Grillrestaurant betreibt und in Geldnöten ist. Erste Ferndiagnoseversuche via Excel scheitern an Zirkelbezügen - kein Wunder, dass dann Excel nicht mehr rechnet. Schlussendlich entscheidet sich Dario Aguirre zu seinem Vater zu fliegen, um zu schauen, was noch zu retten ist. Darios Mutter hat zwischenzeitlich das Weite gesucht und wohnt bei Darios Oma.

In Ecuador ticken die Uhren dann doch noch einmal anders als in Deutschland, sprich Cesars Grill befindet sich in einem halbfertigen Haus, bei dem das erste und zweite Obergeschoss aus Geldmangel nie fertig gestellt worden sind. Die Wohnung der Aguirres befindet sich gleich neben dem Restaurant, so dass der Vater nicht groß zur Arbeit pendeln muss. Allerdings sieht Cesar keine Notwendigkeit zur Veränderung, obwohl er bei allen möglichen Leuten Schulden hat und das Restaurant so gut wie nichts abwirft. Dario hätte auch gegen eine Wand reden können, dabei haben die beiden sich gar nicht mal so viel zu sagen. Zu allem Unglück muss auch noch Darios Mutter ins Krankenhaus, was eine teure Arztrechnung verursacht. An dieser Stelle wird es meines Erachtens spielfilmhaft.

Cesars Grill zeigt die Höhen und Tiefen einer Vater-Sohn-Beziehung auf zum Teil komische Weise. Einerseits war ich interessiert, was die beiden zu sagen haben, andererseits fühlte es sich so an, als wollte man es besser nicht wissen. Die Liedeinlagen hingegen sind etwas gewöhnungsbedürftig, auch wenn mir die letzte mit der Blaskapelle am besten gefallen hat. Insgesamt gebe ich Cesars Grill 7 von 8 Euro, weil Cesars Grill mutig, aber auch irgendwie unausgegoren ist.

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