Gestern ist das Festival Chinesische Perspektiven (von mir auch Fernköstlichkeiten genannt) mit Die Taxischwestern von
Xi’an zu Ende gegangen. Anwesend war auch der Regisseur Fang Yu und die Kuratorin des Festivals, Mei-Feng Heberer, die
nach dem Film auch zu einer Diskussion einluden. Dadurch wurde es dann noch ein bisschen später als eh schon erwartet.
Die Taxischwestern von Xi’an erzählt das Leben von drei Taxifahrerinnen in Xi’an, die allen möglichen Schwierigkeiten
begegnen. Das fängt schon bei einigen komischen Regeln der Stadtverwaltung an, die Taxiparkzonen eingeführt haben, so dass
man zum Beispiel auf den Haupteinkaufsstraßen nicht mehr anhalten kann. Auch Halten vor öffentlichen Toiletten kann zu
Problemen führen. Damit sind noch nicht mal die langen Arbeitszeiten von bis zu zehn oder auch noch mehr Stunden
angesprochen, die im Verkehr von Xi’an nicht zu unterschätzen sind. Aus eigener Erfahrung kann ich anmerken, dass die
Überquerung einer Straße in Xi’an deutlich gefährlicher als in anderen Städten ist, weil die Autofahrer nur bedingt
Rücksicht auf Fußgänger nehmen. In Beijing fahren sie insgesamt langsamer. Ich war vor zwei Jahren schon recht überrascht,
dass mittlerweile die Ampelschaltung befolgt wurde.
Jeder halbwegs normale Mensch würde sich keinen Taxilizenz in Xi’an kaufen. Man legt eine Unsumme für das Auto hin und hat
jede Menge Abgaben an die Brigade des Taxiunternehmers. Meist muss dann noch ein Kredit abbezahlt werden. Aus rein
betriebswirtschaftlicher Sicht ein Unding. Aber dennoch geht es den Taxifahrerinnen besser als den gänzlich arbeitslosen
Nachbarn.
Es natürlich noch einmal etwas besonderes, wenn man den Ort eines Filmes kennt, auch wenn ich fast nichts wiedererkannt
habe – dem Bauboom sei dank. Für haben die Mischung aus engen Gassen und Prachtstraßen, die typischen Garküchen und viele
andere chinesische Eigenheiten das Gefühl aus meiner Studienzeit wieder belebt, was ja auch ganz schön ist.
Rein technisch gesehen war Die Taxischwestern von Xi’an viel besser verständlich als Mengyou,
was wahrscheinlich auch an dem gewohnten Dialekt lag. Die deutschen Untertitel waren aus Schweizer Produktion und gut
leserlich. Und www.imdb.com schwächelt auch bei die Taxischwestern von Xi’an.
Da ich bislang keinen Film gesehen habe, der die Gegensätze in China besser zeigt, wünsche ich, dass Herr Fang noch einen
Verleih findet. Aus meiner Sicht gibt es 10 Euro von gezahlten 6,50 Euro.