Das Venedig Prinzip

Ich habe gerade mit Stauen feststellen dürfen, dass Das Venedig Prinzip als dritter Film in knapp 11 Jahren nicht auf www.imdb.com gelistet ist. Wenn man den Inhalt bedenkt, ist dies wiederum nicht so überraschend. Das Venedig Prinzip ist ein Dokumentarfilm, der im italienischen, englischen, französischen und mandarin-chinesischen Original mit gut lesbaren Untertiteln läuft.

Venedig hat sich in den letzten zwanzig Jahren aus der Sicht der Einwohner extrem gewandelt. Knapp die Hälfte ist aus der Altstadt auf das Festland gezogen. Die verbliebenen 58.000 Einwohner spiegeln in etwa die Zahl nach der letzten großen Pest wider. Ein Grund für diese Entwicklung sind steigende Wohnungspreise, die ein Leben in Venedig unerschwinglich machen. Gleichzeitig wird die Infrastruktur in der Altstadt immer mehr dem Massentourismus angepasst. Dies führt dazu, dass ein Leben in der Altstadt immer schwierig wird, weil Märkte geschlossen werden sollen und sich die kleinen Ladenbesitzer sich auch nicht mehr halten können.

Das Venedig Prinzip zeigt Venedig aus der Sicht einer alten Adeligen, die sich mit Vermietungen ihres Hauses über Wasser hält, eines ehemaligen Gondolieres im Ruhestand, einer Reiseführerin, eines Immobilienmaklers, der sich so gut in Venedigs Gemäuern auskennt, als wäre er ein Kunsthistoriker, und eines Mannes, der in Venedig Umzüge und Wohnungseinrichtungen organisiert, zuletzt seinen eigenen. Der Wandel in der Stadt führt dazu, dass nur noch die alten bleiben und die jüngeren nach und nach weg wollen. Die Arbeit im Tourismus ist nicht immer so aussichtsreich. Zudem verfällt die Bausubstanz durch die Wellen der Motorboote in den Kanälen und falsch ausgeführte Sanierungsarbeiten. Im Jahr 2030 wird Venedig nur mehr eine Museumsstadt sein.

Ein besonders skurriles Bild bilden die ankommenden Kreuzfahrtschiffe, die größer als die am Hafen stehenden Häuser sind. Wenn so ein Schiff mal seinen Inhalt von 4000 Passagieren ausspuckt, bedeutet das für die aufnehmende Stadt erst einmal ein logistisches Problem. Dies wird dadurch verschärft, dass diese Massen immer nur die gleichen Orte sehen wollen, die dadurch total überlaufen sind. In Venedig kommen mittlerweile mehr Kreuzfahrtschiffe als in New York an. Täglich strömen im Schnitt genauso viele Touristen durch Venedig wie die Stadt Einwohner hat. Die Politik passt sich dem Treiben an, dass nur Geld in die Kassen der Reiseunternehmen spült. Die alte Adelige geht jedoch nur noch nachts um zwei zum Markusplatz. Dann ist es dort schön ruhig.

Wegen der beeindruckenden Informationen erhält das Venedig Prinzip von mir 15 von gezahlten 7 Euro.

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