Ich habe mich ja schon mal bei einem Film der Kritik mehr oder weniger verweigert. Bei Bin-jip
(Mir fehlen die Worte.) kann ich das ja noch vertreten, weil der männliche Hauptdarsteller kein einziges Wort gesprochen hat.
Bei Grbavica möchte man mit der weiblichen Hauptdarstellerin Esma immer wieder sagen: „Hör auf!“ Zum Glück hört Grbavica
nicht auf, was ein Glück für den Zuschauer ist.
Grbavica ist eine Koproduktion von vier Ländern, die im Sarajevo des letzten Winters spielt. Esma ist die Mutter der
12-jährigen Tochter Sara, die auf eine Klassenfahrt gehen soll. Esmas bescheidene Mittel reichen jedoch nicht aus, um
die Fahrt zu finanzieren. Für die Kinder von Widerstandskämpfern gäbe es zwar einen Nachlass, aber man braucht auch eine
offizielle Bescheinigung. Esma aber weiß, dass Sara nicht das Kind eines Widerstandkämpfers ist, auch wenn dies Sara die
ganze Zeit erzählt hat.
Grbavica zeigt, wie Esma versucht, zusammen mit Sara wieder ein normales Leben zu führen, so weit das in Bosnien möglich
ist. Unter den Männern gibt es noch die alten Seilschaften aus dem Krieg und Leichenidentifikationen nach der Öffnung von
Massengräbern sind auch Alltag. Auch wenn Grbavica keine direkten Gewaltszenen zeigt, wird gerade aus dem Weglassen das
Absurde der Situation herausgearbeitet.
Ich halte Grbavica für einen sehr mutigen Film, gerade vor dem Hintergrund, was bei uns alles an Filmen in den 50er
Jahren gelaufen ist, auch wenn er recht verstörend ist. Deswegen gibt es für Grbavica 10 Euro von 6,50 gezahlten Euro.