Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral

Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral geht davon aus, dass es in unseren Breiten eine bislang unausgesprochene Religion gibt, nämlich die des unermüdlichen Arbeitens. Auch wenn sich die Gewerkschaften seit etwa 1820 darum bemühen, die Reduzierung der Arbeitszeit ist spätestens in den 1990er-Jahren zum Stillstand gekommen. Seitdem freut sich insbesondere der Deutsche über jede Überstunde, die er mehr leisten darf. Dies führt dann auch zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft: Nämlich denjenigen, die eine gute Arbeit haben und sich vor zu leistenden Stunden nicht mehr retten können, und denjenigen, die nur ein prekäres Beschäftigungsverhältnis haben, wie man dies mit modernen Worten bezeichnet. Die Arbeitswilligen in dieser Gesellschaft zeigen sich dafür sehr intolerant gegenüber denen, die nicht so viel leisten wollen. Sei es auch nur, dass letztere auch Zeiten der Muße als einen Teil ihrer Beschäftigung ansehen.

Frohes Schaffen - Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral fährt mehrere Philosophen, Journalisten und Wissenschaftler auf, um dieses arbeitsunkritische Denken zu hinterfragen. Hatte der durchschnittliche Steinzeitmensch als Jäger und Sammler nicht einen Arbeitstag von 3 Stunden? Ist unser kapitalistisches System mittlerweile so weit von einer natürlichen Wertschöpfung entfernt, dass nicht mehr die Produktionsfähigkeit der einzelnen Betriebe, sondern eher die von der Realwirtschaft abgelöste Geldwirtschaft das wirtschaftliche Geschehen bestimmt. Meine persönlich Frage dazu ist immer noch, ob diese Geldwirtschaft zur Irrealwirtschaft oder zur Surrealwirtschaft verkommen ist, wenn sie schon nicht mehr real sein darf. Wird vor diesem Hintergrund es nicht immer wichtiger zu wissen, warum man etwas macht und nicht wie? Auf jeden Fall ist der durch den unreflektierten Konsum angerichtete Schaden groß, in dem wir Natur- und andere Ressourcen verschwenden. Auch die Arbeitslosen in einem Hamburger Real-Life-Trainingsanstalt beschweren sich über die doch sehr zeitintensive Weiterbildung, die ihnen dort 40 Stunden die Woche zuteilkommt.

Die Expertenmeinungen werden von den Erfahrungen fiktiver Arbeitnehmer in Köln ergänzt, die alle ihre eigenen, aber dennoch auch schon oben erwähnten, Schwierigkeiten mit der Verteilung der Arbeit haben. Für mich persönlich waren diese Teile ein bisschen zu stereotyp. Vielleicht habe ich mich auch nur an den absichtlich unmodischen Frisuren gestört. Dennoch bleibt insgesamt ein Eindruck, dass es mit der jetzigen Form der Arbeitsvergötterung nicht mehr lange weitergehen kann, auch wenn eine irrende Mehrzahl den Laden noch am Laufen hält. Auch ein Kommunismus in jedweder Form wäre keine Lösung. Für diese Erkenntnis gibt es von mir 15 für gezahlte 7,50 Euro.

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