Wie sagte Goethe so schön: "Mittelmaß ist der Gegner alles Guten." Der
Dokumentarfilm Herr Wichmann von der CDU beschreibt genau das, das Mittelmaß
deutschen Bundestagswahlkampfs.
Henryk Wichmann, 25 Jahre, Jurastudent, Kreistagsabgeordneter und werdender
Vater, ist angetreten, um den Wahlkreis Uckermark-Unterbarnim für die CDU zu
gewinnen. Sein Gegner: Markus Meckel, MdB, SPD, jetztiger Direktkandidat und
seines Zeichens letzter Aussenminister der DDR.
Herr Wichmann von der CDU zeigt, wie schwierig es ist, andere Leute zu
überzeugen, wenn man nicht viel zu bieten hat. Nur zu sagen, dass sich etwas
ändern muss, ohne zu sagen wie, wirkt nicht sehr beeindruckend. Reines
Eindreschen auf den politischen Gegner à la "Wenn wir hier eine Firma
ansiedeln wollen, dann kommen sofort die Grünen und finden einen
Trockenrasen oder einen Frosch, und dann ist alles gestorben." bringt auch
nichts. Selbst Wortakrobatik, um Leute zur Wahl der CDU zu bewegen, macht
auch keinen so guten Eindruck. Oder kommt es wirklich gut, einem
Altenheimbewohner, der gerade seine Krankheiten aufgezählt hat, ein "Weiter
so." zur Aufmunterung mitzugeben? Der frische Wind für die Uckermark wird
vom Winde verweht.
Die putzigste Szene ist, als sich alle aussichtlosen Kandidaten des
Wahlbezirks, sprich: die CDU-, FDP-, PDS- und
Bündnis90/Grüne-Direktkandidaten, zur Podiumsdiskussion ohne Markus Meckel
vereinen. Bis auf den PDS-Kandidaten, der sich zurückhalt, geht es nicht
stereotyper: Der FDP-Kandidat mit seinem Projekt-18-Köfferchen, der Grüne
gibt sich als Berufsvegetarier und Streiter für glückliches
Bauernhofsinventar.
Erstaunlicherweise hat mich meine Firma sogar bis in den Film verfolgt. Bei
der einer Podiumsdiskussion wird Wasser aus aro-Flaschen (unsere Eigenmarke)
angeboten. Ich dachte, die Uckermark sei für uns nicht einmal so
interessant. Das aber nur so nebenbei.
Herr Wichmann von der CDU ist die beste Realsatire, die ich seit langem
gesehen habe. Der Preis für die beste Nebendarstellerin geht eindeutig an
die Freundin Henryk Wichmanns. Nicht dass das jetzt als Parteispende
durchgeht, aber Herr Wichmann von der CDU bekommt 9 Euro von 6,50 gezahlten
Euro. Wem kann man denn da noch vertrauen? Mir? Nein. Angela Merkel!