In America

In America kommt erst in zwei Monaten ins Kino. Ich habe den Film schon am Montag abend in einer Sondervorstellung der Zeit gesehen. Die Zeit hat nämlich einen Wettbewerb über Kinorezensionen ausgeschrieben, in der es um diesen Film geht. So viel zum Hintergrund.

In America handelt von einer vierköpfigen irischen Familie, die nach Amerika einwandert und sich in New York niederläßt. Klar dass sie ständige Geldprobleme haben, denn Johnny, der Familienvater, ist auf der Suche nach einer Anstellung als Schauspieler, findet aber keine und schlägt sich als Taxifahrer durch. Seine Frau Sarah jobbt in einer Eisdiele. Nur die Töchter Ariel und Christy bleiben unbesorgt.

In America zeigt uns die Schwierigkeiten eines Neuanfangs, zum Beispiel als Johnny die Miete für die Wohnung aufs Spiel setzt, um für seine Tochter einen Stoff-ET auf dem Jahrmarkt zu gewinnen. Oder wie er sich in den Kopf setzt, unbedingt eine Klimaanlage für seine Wohnung haben zu müssen, und dabei die Stromversorgung des ganzen Hauses lahmlegt. Dies ist nicht ohne Gefahr, denn das Haus wird hauptsächlich von Latinos und Junkies bewohnt. Die Kinder sehen es eher als Abenteuer. Für die Eltern ist es voller Gefahren. Besonders unheimlich ist die Person des Malers Mateo, der niemand in seiner Wohnung haben will. Erst als die Mädchen an Halloween „Tricks or Treats“ fordern bricht er seine selbstgewählte Isolation und wird zu einem ruhenden Pol der Familie.

Dennoch stehen die Schwierigkeiten nicht im Mittelpunkt von In America. Über allem liegt der Schatten von Frankie, dem früh verstorbenen Bruder der beiden Mädchen. Er ist nach einem Treppensturz an einem Gehirntumor gestorben. Obwohl er abwesend ist, bestimmt er immer noch die Geschicke der Familie. Sei es, dass sich Christy wünscht, er möge der Familie beistehen. Sei es, dass sich die Eltern über die Schuldfrage bei dem Unfall streiten.

Paddy Cossidine als Johnny gibt einen wunderbar glaubwürdigen Ir(r)en ab. Er ist halb wahnsinnig von den ganzen Nachtschichten. Denn wer mag schon rappende Börsenhändler hören?. Der Quizmaster aus unserem Irish Pub hätte auch nicht authentischer sein können. Leider verliert der Regisseur Jim Sheridan am Ende von In America etwas die Distanz, weil die Handlung sehr autobiographisch wird. Schließlich bleibt die Frage, was passiert wäre, wenn Mateo nicht die Krankenhausrechnung von 30.000 Dollar für die Geburt des vierten Kindes gezahlt hätte. Hätte Johnny Schauspieler werden können? Hätte sich die Familie Amerika leisten können?

Für In America gibt es 6,50 von 5 möglichen Euro.

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