Ich durfte mir in letzter Zeit mal wieder anhören, dass ich mir Filme anschaue, die niemand kennt. Ich finde niemand ist
nun wirklich übertrieben. Ich habe mir Lemon Tree am Montag in der Spätvorstellung im Freiburger Kandelhof angesehen und
mit einem Zuschauer mehr hätten wir eine niedrige zweistellige Zahl erreicht. So blieb es bei einer hohen einstelligen
Zahl. Wie heißt es so schön in dem Lied Lemon Tree von Fool’s Garden: Isolation is not good for me.
Eine gewisse Form von Isolation tut auch Israel Davon nicht gut. Er ist gerade Verteidigungsminister von Israel geworden.
Damit wird der Zitronenhain gegenüber seines Hauses, das mitten an der grünen Grenze zur Westbank steht, plötzlich mächtig
gefährlich. Palästinensische Attentäter könnte sich dort verstecken und Israel beschießen. Deswegen werden erstmal ein
Zaun und ein Wachtturm errichtet und die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft. – and all that I can see is just
another lemon tree.
Als das israelische Militär den Befehl gibt, den Zitronenhain aus Sicherheitsgründen abzuholzen, sieht die Eigentümerin
Salma Zidan nicht mehr gelb, sondern rot. Sie versucht mit allen Mitteln, sich gegen diesen Beschluß der israelischen
Armee zur Wehr zu setzen und geht damit bis vor das höchste israelische Gericht. Der Zitronenhain gehört ihrer Familie
seit 50 Jahren und bislang ist noch nichts passiert. Wieso sollte sich dies ändern?
Lemon Tree zeigt auf eine recht interessante Weise, wie die Positionen von Israel Davon und Salma Zidan aufeinanderprallen,
wobei schwer zu sagen ist, wer bei diesem Streit Fehler die falschen Schlüsse zieht. Sei es Israel Davon, der als oberster
Befehlshaber von den Meinungen seiner Untergebenen abhängt. Sei es, dass Salma Zidan auf die Gepflogenheiten in ihrem Dorf
Rücksicht nehmen muss. Mira Davon, die Ehefrau des Verteidigungsministers, scheint noch mal eine eigene Sicht der Dinge zu
haben, aber äußern kann sie sie nicht.
Bei Lemon Tree gibt es für die spannende Erzählweise 10 von gezahlten 7 Euro.