Ich habe mich schon vorgestern ins Kino begeben, um mir den neusten Film von Sophia Coppola anzuschauen, die auch schon
Lost in Translation gedreht hat. Marie Antoinette handelt von der gleichnamigen
österreichischen Prinzessin, die nach Frankreich verheiratet in den Wirren der französischen Revolution hingerichtet
worden ist.
Marie Antoinette beginnt in Wien mit den Vorbereitungen für die Heirat zwischen der österreichischen Prinzessin und dem
französischen Kronprinzen, auch Dauphin genannt. Nach einer unendlich langen Kutschfahrt, die gar nicht so langweilig
dargestellt werden kann, wie sie dem verwöhnten österreichischen Gör vorgekommen sein muss, erreicht die Eskorte der
Prinzessin endlich die österreichisch-französische Grenze bei Straßburg. Zu diesen Zeiten gab es wirklich eine
österreichisch-französische Grenze, da die Gegend um Freiburg seit langem an das Haus Habsburg gefallen war und deshalb zu
Österreich gehörte. Die Freiburger sollen für die Ankunft Marie Antoinettes sogar ein Stadttor eingerissen haben. Aber das
lässt Sophia Coppola weg.
Der Empfang in Versailles fällt etwas frostig aus, da Franzosen und Österreicher Erzfeinde sind. Das spielt sich auch so
ein bisschen in den Mienen wider. Während Marie Antoinette sich durchs Leben lächelt, ziehen die Franzosen ein Gesicht,
als würde man ihnen jeden Tag minced pie und fish and chips vorsetzen. Da muss man natürlich hinweisen, dass die
königlichen Herrschaften jeden Tag ein opulentes Mahl genießen, auch wenn dabei die Gespräche etwas kurz kommen. Dasselbe
gilt für die Aufenthalte des Dauphins im Ehebett, was Marie Antoinette in eine etwas ungünstige Lage bringt, da ihre
Hauptaufgabe darin besteht, den neuen Dauphin zu gebären.
Jetzt wird es Zeit, sich ein bisschen die Geschlechterverteilung im Publikum anzuschauen. Bei etwa 100 Zuschauern waren
die 5 anwesenden Männer eindeutig in der Minderheit. Jungs, ihr habt da etwas verpasst. Marie Antoinette beschreibt
nämlich sehr gut das, was passiert, wenn eine Frau feststellt, dass sie eher Prinz Valium als einen anständigen Gatten
geehelicht hat. Dann wird die Kreditkarte und seine Bereitschaft, sie zu großen Kaufhäusern zu fahren, seine wichtigste
Charaktereigenschaft. Marie Antoinette, die eh schon den französischen Hof zu langweilig findet, fängt also an im großen
Stil einzukaufen. Das müssen nicht unbedingt Manolo Blahnik-Schuhe sein, wie man sie aus Sex and the City kennt, können
aber. Ein Muss sind aber auf jeden Fall ausladende Frisuren und auffallende Kleider, am besten in fast jeder Szene ein
neues. Und als kleine Appetithappen so was wie Erdbeertörtchen, von dem ganzen Zeug gab es dann so viele, dass im Abspann
die Liste der Friseure, Food Designer und Schneider fast länger als die der Filmcrew war.
Natürlich kann auch der Ausspruch nicht fehlen, dass die Untertanen, wenn sie doch kein Brot hätten, dann Kuchen essen
sollten. Den hat Marie Antoinette auch nie gesagt. Und wenn ich heute auch das Angebot ausgeschlagen habe, bei unseren
Controllingkollegen ein Kuchenstück mitzunehmen, so würde ich im Anbetracht von Marie Antoinette ein paar Stücke
Schwarzwälder Kirschtorte jeglichem Baguette vorziehen. (<--- Wertung)