Milk

Meine Damen und Herren,

Willkommen an Bord des Lufthansa-Fluges 9052 von Frankfurt nach San Francisco. Wir werden Frankfurt voraussichtlich um 14:00 Uhr verlassen und werden San Francisco gegen 17:30 Uhr Ortszeit landen. Die Flugzeit beträgt zehneinhalb Stunden. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt an Bord. Ladies and Gentlemen, welcome on board …

Wenn man für Anfang dieses Jahres einen Trend bei den Filmen ausmachen möchte, dann sind es Filme, die in der siebziger Jahren in den USA spielen. Milk ist der neueste Film von Gus van Sant, der auch schon Elephant gedreht hat. Milk handelt von den letzten acht Lebensjahren des Lokalpolitikers Harvey Milk aus San Francisco. Das besondere an Harvey Milk war, das er sich als erster Politiker Amerikas zu seiner Homosexualität bekannt hat. Just zu dieser Zeit sollte in Kalifornien ein Referendum, die sogenannte Proposition 6, darüber befinden, ob Homosexuelle von öffentlichen Positionen ausgeschlossen werden sollten.

Die USA sind ein Land mit einer zwiespältigen Geschichte. Auf der einen Seite waren die ehemaligen Kolonien immer so liberal, Leute aus Europa aufzunehmen, die aufgrund mangelnder Toleranz nicht mehr dort bleiben konnte. Auf der anderen Seite führte es dazu, dass die USA ein Hafen für religiöse Fundamentalisten werden konnten. Nicht umsonst findet man zum Beispiel Amish oder Mennoniten in großer Zahl in den USA oder Kanada, weil sie dort akzeptiert worden sind. Allerdings gibt es dadurch auch immer wieder Spannungen zwischen allgemeiner Toleranz und religiösen Vorstellungen. Solche Spannung konnte man ja auch in Junebug bemerken.

Milk beschreibt auf äußerst spannende Weise, welche Bedeutung gleiche Rechte für alle haben. Harvey Milk mag zwar von seinem Standpunkt aus gehandelt haben, aber am Ende stand für ihn immer die Frage: Was bringen meine Vorschläge für die Allgemeinheit und nicht nur für die schwule Gemeinschaft in der Castro und Market Street San Franciscos. Ein Politiker kann nicht erfolgreich sein, wenn er nur auf die Stimmen einer Minderheit setzt.

Auch wenn sich küssende Männer meine Toleranzgrenzen antesten, gibt es für Milk 15,98 Euro (ein 35zigstel des Flugpreises von Düsseldorf nach San Francisco) für gezahlte 9 Euro. Ich möchte mich hiermit auch noch einmal beim Cinestar-Kino für die Preiserhöhung um 50 Cent danken. Ich finde es recht doch etwas unpassend, dass man auch noch wesentlich mehr zahlen darf, wenn man durch die halbe Stadt fährt, um sich einen Film im englischen Original mit gutlesbaren deutschen Untertiteln anzuschauen.

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