Ich habe mir gestern Let’s make money des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer im
deutsch-englisch-französisch-spanischen Original mit recht gut lesbaren Untertiteln angesehen. Let’s make money erhebt
den Anspruch, den Zuschauern zu erklären, wie das große Geld verdient wird.
Dafür geht es dann einmal rund um die Welt – von Singapur über Indien nach Europa, sowie nach Burkina Faso und in die
USA. Let’s make money zeigt die Widersprüche in Indien – riesige Werbeplakate für Kreditkarten über Hütten in einem Slum,
Baumwollbauern in Burkina Faso, die sich nicht von ihrer Arbeit ernähren können und Finanzmanager, die nur auf
Wachstumsraten und Rendite aus sind. Der einzige, der wirklich keine gute Figur macht, ist Terry Le Sueur, seines Zeichens
Finanzminister von Jersey, der recht hölzern wirkt.
Richtig tiefgehende Erkenntnisse erhält man meines Erachtens durch Let’s make money nicht. Man erfährt zwar, dass es den
Baumwollproduzenten in Burkina Faso wegen der amerikanischen Subventionen für den Baumwollanbau schlecht geht. Dass die 3
Milliarden US-Dollar, die die USA dafür jährlich aufwenden, knapp 20% der Wirtschaftsleistung Burkina Fasos sind, wird
leider ausgeblendet. Dieser Wert entspricht ungefähr der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Montenegro oder Swaziland.
Jersey wird zum Beispiel als ideale Steueroase herausgegriffen. Man muss schon sehen, dass dort viel Geld auf
irgendwelchen Konten schlummert und St. Helier – der Hauptort der Insel – ein kleineres Bankenviertel hat. Allerdings
würden wir Normalsterbliche dort gar nicht eingelassen. Es lohnt sich nur für die ganz Reichen. Wirtschaftlich gesehen hat
Jersey auch sonst nicht viel zu bieten. Neben den Jersey-Kühen, Kartoffeln und ein bisschen Tourismus gibt es nichts auf
der Insel. Da kam die Finanzindustrie ganz recht. Allerdings ist es mir dann unverständlich, warum sie den
Kapitalismuskritiker aus London gerade vor den Sehenswürdigkeiten der Insel interviewt haben.
Durch die Steuerflucht sollen die Regierungen dieser Welt übrigens knapp 240 Milliarden Dollar verlieren. Das entspricht
der Wirtschaftsleistung von Finnland oder Thailand. Damit ist die Frage, wie lange können wir uns die Reichen dieser Welt
noch leisten, schon berechtigt.
Let’s make money liefert auch ein paar interessante Aussagen zur Entstehung des Irakkrieges und der Rolle der Weltbank zu
Zeiten des sogenannten Washington Consensus. Das ist aber ein bisschen zu wenig für gut zwei Stunden Film, zumal die
Ton- und Bildqualität zumindest bei der Kopie, die gestern Abend lief, nicht berauschend war. Daher gibt es von mir nur
5 von gezahlten 7 Euro.