Ich hoffe, dass jeder gut im neuen Jahr 2018 angekommen ist, nachdem das Kinoprogramm des letzten Jahres nicht mehr die
Möglichkeit gegeben hat, allen Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch zu wünschen. Loving Vincent, den ich gestern in der
englischen Originalversion mit bis auf den Abspann gut lesbaren Untertiteln gesehen habe, zeigt, wie Armand Roulin anhand
eines Briefes den Tod Vincent van Goghs nachzuvollziehen sucht. Vincent van Gogh lebte im Jahr 1888 im südfranzösischen
Arles, womit er durch den Briefwechsel mit seinem Bruder Theo dem Postmeister Joseph Roulin mehr Einnahmen als durch die
gesamte Stadtverwaltung beschert hatte. Doch ein Brief konnte nicht an Theo zugestellt werden. Also soll sich Armand um die
Zustellung kümmern, wofür er nach Paris reist. Denn Vincent ist in der Nähe von Paris gestorben.
Loving Vincent ist insofern ein interessantes Projekt, als dass Loving Vincent de facto zweimal gedreht worden ist. Ein
Realfilm liefert die Vorlage für alle Ölgemälde, aus denen sich Loving Vincent zusammensetzt. Diese Ölgemälde wiederum sind
von Bildern van Goghs inspiriert, was ich in der Umsetzung für einen wahnsinnigen Aufwand halte. Aber es gibt ja auch
Zeichentrickfilme, warum dann nicht mal in Öl?
So im Nachgang ist mir dann doch aufgefallen, was den Unterschied zum Zeichentrick ausmacht. Im Zeichentrick gibt es
normalerweise einen eher statischen Hintergrund, vor dem sich die Handlung abspielt. Technisch wird das mit Folien umgesetzt.
In der Ölgemäldeversion ist jedes einzelne Filmbild gemalt worden, natürlich mit kleinen Unterschieden zum vorherigen Bild.
Dadurch entsteht der Eindruck von viel Bewegung, wo nicht so viel Bewegung sein sollte. Das macht es schwierig, sich auf den
Inhalt von Loving Vincent zu konzentrieren. Abgesehen davon finde ich es putzig, dass in einer in Frankreich spielenden
Originalversion eher irisches und schottisches Englisch als Französisch gesprochen wird.
Für die beeindruckenden Farbkompositionen erhält Loving Vincent von mir 12 von gezahlten 9,50 Euro.