„Und was gibt’s heute im Kino?“ – „Ravioli.“
Oder:
An der Kinokasse. „Einmal Ravioli bitte.“ – „Und welchen Wein hätten’s gern dazu?“
Nach Mathilde – eine große Liebe mit den übermäßigen digitalen Spezialeffekten habe ich mich dann doch noch für meinen planmäßigen Samstagsfilm entschieden. Es handelt sich hierbei um einen Film aus einem kleineren Land, in dem man sich solche überbordende Spezialeffekte einfach nicht leisten kann, weil für die landesspezifischen Filme einfach die Zuschauer fehlen, die so etwas refinanzieren könnten. Das Land nennt sich Österreich. Österreich wird dermaßen mit deutschen Produktionen überhäuft, dass nur noch typische österreichische Geschichten übrig bleiben, die dann sowieso nur noch die Österreicher verstehen. Da diese mit 8 Millionen etwa nur ein Zehntel der Deutschen ausmachen, müssen die Filme dann in der Produktion billiger sein. Es kam dann aber doch eine Computeranimation vor.
ravioli läuft im österreichischen und chinesischen Original ohne Untertitel, womit ravioli etwa zu 90% verständlich ist. In den 90% ist die chinesische Karaoke-Darbietung allerdings schon ausgeklammert, da diese keinen wesentlichen Einfluss auf das Verständnis von ravioli hat. In der Schweiz zeigen sie allerdings auch schon mal Filme im Dialekt mit deutschen Untertiteln. So rein dialektisch wären die hier schon angebracht gewesen.
ravioli ist die Geschichte des Arbeitslosen Heinz Hoschek, ehemaliger Bankfilialleiter. Heinz Hoschek ist nach seiner Scheidung in der Wohnung seiner seligen Mutter untergekommen. Dort nascht er von den vorhandenen Valiumvorräten, vernichtet einige Dosen Bier und auch ein paar Zigaretten. Da er sonst nicht viel zu tun hat, philosophiert er über alles Mögliche auf eine sehr österreichische Art. Zum Beispiel: Wenn Descartes sagt, ich denke, also bin ich, wieso existiert dann mein nerviger Nachbar noch? Und so zeigt ravioli in einer Collage verschiedener Szenen den Niedergang des Heinz Hoschek bis zu seinem Eintreffen in einem krankenhausähnlichen Jenseits. Eindeutig die beste Szene ist die Umdeutung der Geschichte des trojanischen Pferdes, das mit Geschenkpapier umwickelt worden ist, so dass die Griechen nicht mehr herauskommen können. Nicht alle Geschenk ziehen so eine traumatische Erfahrung wie das trojanische Pferd nach sich. Troja war übrigens danach eine blühende Stadt. In der restlichen Zeit unterhält sich Heinz mit seiner verstorbenen Mutter und lässt ein paar Kindheitserinnerungen an sich vorbeiziehen, was irgendwie unfreiwillig komisch ist. Zum Beispiel als Heinzis 16. Geburtstag auf dem Gehweg eines Wiener Nebenstrasse gefeiert wird und sein Vater unter dem breiten Grinsen der Mutter ein paar Spritztouren auf dem Geburtstagsgeschenk, einer Zündapp, macht.
Für ravioli gibt es nicht die obligaten 8 Raviolidosen à soundso viel Euro, sondern ganz einfach 100 Schilling (= 7,27 Euro) für meine Kinokarte von 6,50 Euro.