Jedes Gesundheitssystem ist ein ökonomisches Unding: Das liegt daran, dass man mitbegrenzten Mitteln nie maximale
Gesundheit erreichen kann. Abgesehen davon, dass Gesundsein einer individuellen Definition zugrunde liegt, gibt es noch ein
paar tödlich verlaufende Krankheiten, bei denen sich fast schon von alleine die Frage stellt, ob der Kampf gegen den Tod nur
eine Verlängerung des Leidens ist.
Nun hält auch jedes Land seine Gesundheitsversorgung für die beste, doch wie Michael Moore in seinem neusten Film Sicko, der
im englischen, spanischen, französischen, slowakischen und russischen Original mit Untertiteln sowie einem Erzähler in
deutschen Voiceover läuft, zeigt, gibt es doch Qualitätsunterschiede. Und dabei geht es gar nicht um die 50 Millionen Bürger
der USA, die sich keine Krankenversicherung leisten können. Es geht, um die, die versichert sind, und trotzdem keine
Behandlung bekommen. Das kann durchaus passieren, denn die privaten Versicherungsgesellschaften können die Behandlung von
Patienten ablehnen. Dies geschieht immer wieder bei etwas teureren Krebstherapien, wo dann gewöhnliche
Hefepilzinfektionen als vertragsaufhebende Vorinfektionen zum Tragen kommen. Und selbst wenn die Behandlung genehmigt
worden ist, können einen die Zuzahlungen in den privaten Ruin treiben.
Es erstaunt ja nicht wirklich, dass es da ein paar Länder gibt, die eine bessere und billigere medizinische Versorgung als
die USA hinbekommen. Michael Moore interviewt dazu Kanadier, Franzosen und Engländer. Richtig absurd wird es, als er in
Guantánamo Bay medizinische Versorgung für Hilfskräfte am Ground Zero bekommen möchte. Auf jeden Fall war die Behandlung
in Kuba viel besser als in den Staaten.
Sicko ist ein sehr amerikanisch geprägter Film mit einigen lustigen Stellen. Sicko macht aber auch nachdenklich über das
amerikanische Gesundheitssystem mit seinen horrenden Kosten. Allerdings könnten man wohl genauso über die deutsche private
Krankenversicherung nachdenken. Besonders war Sicko nicht wirklich, so dass ich für meine Kinokarte von 6,50 Euro die
englische Standardmedikamentenzuzahlung von 6,65 GBP in Euro als Wertung gebe.