Nachdem ich mir jetzt eine längere Pause vom Kino gegönnt habe, wurde ich
gestern Opfer von Stratosphere Girl. Man muss dazu wissen, dass momentan
recht viele dänische Filme im Kino laufen, und ich schlicht und ergreifend
keine Lust mehr habe, mir immer wieder dieselben Probleme über
Seitensprünge, schlechterzogene Kinder, homosexuelle Familienmitglieder und
Besuche in der Psychiatrie anzusehen. Angesichts meines
skandinavisch-japanischen Filmflashs im Sommer wundert es da kaum, dass ich
mir jetzt einen deutschen Film ausgesucht habe, der hauptsächlich in Japan
spielt.
Stratosphere Girl hat eine ähnliche Thematik wie Lost in Translation: Eine
junge Frau, Angela, kommt nach Tokio und muss sich dort durchschlagen.
Leider ist Angela eine 18-jährige Abiturientin mit einen gewissen Hang,
Mangas zu zeichnen. Und sie ist nicht in einem Hotel eingesperrt, wo sie
einen alternden Filmstar findet, sondern arbeitet im Golden Gate Club, um
dort japanischen Geschäftsleuten den Abend zu vermiesen. Mit einigen anderen
Mädchen wohnt sie in einer WG. Zu ihrer persönlichen Aufgabe gehört es, das
Schicksal der verschwundenen Russin Larissa zu klären. Trotz einer
Mordgeschichte mit Verwicklungen eines holländischen oder belgischen
Geschäftsmann mit zweifelhaften Ruf kommt es doch noch zu einem Happy-end in
Tokio. Leider werden wir nie herausfinden, ob das ganz echt oder nur
Einbildung war.
Wie schon in Erbsen auf halb 6 tut es einem deutschen Spielfilm nicht gut,
wenn er sich längerfristig ins Ausland begibt. Zum Glück wurden einige Teile
von Stratosphere Girl sogar in Tokio aufgenommen. Dadurch wird der Film aber
nicht besser. Schon beim ersten Satz von Angela aus dem Off war mir klar,
dass Stratosphere Girl ein richtig schlechter Film werden würde. Die
Handlung ist schon nicht berauschend, die Umsetzung dafür noch schlechter.
Das fängt schon an, als Angela noch in Deutschland einen Japaner namens
Yamamoto trifft. Abgesehen davon, dass Yamamoto ein Nachname ist und sich in
Deutschland lebende Japaner zum Teil eher mit Vornamen vorstellen, ist es
einfach unfassbar, dass dieser Yamamoto von einem Chinesen gespielt wird.
Und das setzt sich fort: Larissa sieht zum Beispiel total unrussisch aus,
eher wie eine Deutsche, die zu lange auf der Sonnenbank geschmurgelt hat und
entpuppt sich im Abspann als Niederländerin. Zu der dunkelhaarigen Schwedin
sage ich jetzt nichts mehr. Übel!
Das schlimmste ist aber diese fiese Mischung aus deutschen und japanischen
Dialogen, als ob alle Japaner, Schwedinnen, Engländerinnen und Russinnen
Deutsch könnten. In Lost in Translation passt es noch, weil die normale
Geschäftssprache Englisch ist. Entweder hätte sie alles ins Deutsche
übersetzen sollen oder gar nicht, so wirkt es nur absurd.
Bei einer Wertung von -10 Euro (-10,60 Euro für Handlung und Umsetzung,
+0,50 Euro für die schönen Zeichungen und +0,10 Euro für die Erwähnung des
Financial Controllers im Abspann) als Gegenwert für meine Kinokarte von 6,50
Euro empfehle ich dem Regisseur M. X. Oberg ein gepflegtes Harakiri, um
diese Schande wieder vergessen zu machen.