The Queen ist ein britischer Film, der sich hauptsächlich mit der Woche nach meinem letzten Arbeitstag als
Zivildienstleistender befasst. Ich habe ihn mir in weisem Ratschluss in englischer Fassung mit zu 90% lesbaren deutschen
Untertiteln angesehen. Sehr auffällig waren dabei die Unterschiede zwischen englischer und deutscher Fassung, so dass ich
fast das Gefühl hatte einen anderen Film gelesen zu haben. Das wäre jetzt für einen japanischen Film durchaus nicht
ungewöhnlich, bei einem englischen überrascht es mich einfach. Besonders bezeichnend war eine Stelle in einem
Telefongespräch, bei der die englischen Sätze I think., I know. und I see. allesamt mit Ich verstehe. untertitelt
waren. Seitdem verwundert es mich noch mehr, dass eine Gruppe von Englischlehrern sich The Queen freiwillig in der
synchronisierten Fassung (sic!) angesehen haben soll.
Für all die Leute, die sich nicht so genau mit meinen Zivildienstzeiten auskennen, sei angemerkt, dass an jenem 31. Juli
1997 Lady Diana Spencer bei einem Autounfall in Paris verstarb. Die folgende Woche war nicht nur für den neuen englischen
Premierminister Tony Blair, sondern auch für Elisabeth II. ziemlich außergewöhnlich. Auf jeden Fall pilgerten Massen zum
Buckingham Palast in London und die Monarchie in England stand für kurze Zeit am Abgrund. The Queen erzählt diese Woche aus
der fiktiven Sicht Tony Blairs und ihre Königlichen Hoheit, die sich zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Gatten Prinz Philip und
dem Rest der königlichen Familie auf dem Sommersitz Balmoral in Schottland aufhielt.
Der Reiz von The Queen ist seine Stärke und seine Schwäche zugleich. Man dürfte wohl damals gerne Mäuschen gespielt haben,
um zu erfahren, was wirklich an den Zentren der englischen Macht sich zugetragen hat. Auf der anderen Seite müssen wir uns
noch bis zu der Autobiographie von Tony Blair gedulden, um die tatsächlichen Geschehnisse lesen zu dürfen, wenn sie
überhaupt angesprochen werden. Was in The Queen geschieht, ist halt auf der anderen Seite nicht überprüfbar.
Was eine Wertung auch beeinflusst, ist natürlich auch die Physiognomie der Dargestellten. Helen Mirren gibt eine
glaubwürdige Elisabeth II. Prinz Philip und Cherie Blair sind von den bekannteren Persönlichkeiten richtig gut getroffen.
Tony Blair mangelt es etwas an Kinn und damit Ausstrahlung, während Prinz Charles so rein von Äußerlichen nicht ganz
einfach wiederzuerkennen ist. Wenn er wirklich so schleimerisch auftritt wie in The Queen, dann wünsche ich ihm eine kurze
Zeit auf dem Thron. Auf jeden Fall wird auch Prinz Philip mit seiner Vorliebe für die Jagd im Gedächtnis bleiben. Ich habe
zumindest neue Bedeutungen für die Wörter stag und stalking gelernt. Wir hoffen auch, dass Tony Blair in der Folgezeit
seiner Regierung nicht ganz so viel Fernsehen gesehen hat und dass seine Kinder nicht nur Fischstäbchen bekommen haben. Ich
frage mich sowieso, ob ein im Vergleich zu seiner Frau kärglich bezahlter Premierminister nicht Bedienstete hätte, die das
Abendessen für die Familie zubereiten.
Man könnte natürlich auch einen Soziologiestudenten daransetzen, einen Arbeit über das in The Queen reflektierte
Familienbild und die Realität in Großbritannien zu schreiben. Da ich kein Fachmann auf diesem Gebiet bin, fällt das leider
flach. Zumindest war ich quite amused im britischen Sinn dieser Aussage und könnte mir auch vorstellen, den Preis von 6,50
Euro nominell in britischen Pfund zu zahlen. (Da wären wir ungefähr bei 10 Euro und wehe es rechnet einer nach.)