1001 Gramm

Nachdem ich bei Timbuktu vergessen hatte, einen guten Rutsch zu wünschen, hoffe ich, dass alle Leser gut im neuen Jahr angekommen sind. 1001 Gramm ist ein Film von Bent Hamer, der auch schon Kitchen Stories, Factotum und O' Horten gedreht hat. Vielleicht müsste ich noch erwähnen, dass die deutschen Untertitel bei der norwegischen, englischen und französischen Originalversion gut lesbar waren. Und norwegisch ist 1001 Gramm auf jeden Fall. Man sollte dazu wissen, dass das norwegische Staatsfernsehen Quotenhits mit folgenden Sendungen erzielt hat: Eine 12-stündige Übertragung, in der ein Baum gefällt worden ist und danach in Stücke zerteilt worden ist, um ihn dann zu den Klängen von Norwegian Wood über sechs Stunden lang zu verbrennen. Die andere 12-stündige Sendung beschäftigte sich mit der Schafschur, dem Spinnen der Wolle und schlussendlich mit dem Stricken eines Wollpullovers. Ich halte allerdings die geplante 7-tägige Liveübertragung einer Hurtigrutenfahrt von Bergen nach Kirkenes für ein Gerücht.

Auch wenn in 1001 Gramm Stunteinlagen erfolgen, sind die interessanteren Stellen diejenigen, in denen anscheinend nichts passiert. Marie arbeitet im norwegischen Eichamt und beschäftigt sich mit dem Eichen von Waagen, Skisprungschanzen, Tankstellen und damit arbeitet in derselben Behörde wie ihr Vater Ernst. Ihr Ehemann, ein Pilot, ist gerade dabei, aus dem ehemals gemeinsamen Haus auszuziehen, was aber etwas länger dauert. So fährt sie mit ihrem Elektroauto - wenn schon Trabanten nicht als Auto zählen, ist dieses erst recht keines - zwischen ihrer Wohnung, dem Eichamt und dem Bauernhof ihres Vaters hin und her. Dass alles im Leben nicht so genau justierbar ist, macht sich dann bemerkbar, als ihr Vater mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus landet. Plötzlich darf Marie anstelle ihre Vaters an der äußerst wichtigen Kilogramm-Konferenz in Paris teilnehmen, in der der norwegische Kilogrammprototyp mit dem internationalen Kilogramm verglichen wird. Das ist wichtig, denn das Kilogramm ist die einzige SI-Einheit, die noch nicht Naturkonstanten ermittelt werden kann. Abweichungen können schon auf atomarer Ebene auftreten. Ungleiche Gewichte könnten nach Ansicht einiger Physiker zu Unruhe zwischen den Staaten führen.

1001 Gramm lebt von ungewöhnlichen Kameraperspektiven und skurrilen Handlungen, die vielleicht für deutsche Augen eher verborgen bleiben. Ich hätte mich alleine schon wegschmeißen können, als klar wird, dass Maries Nachname Ernst ist und deshalb ihr Vater Ernst Ernst heißt. Die Idee, die zu 1001 Gramm führt, fand ich auch genial. Positiv möchte ich auch die Verwendung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb vermerken. Wenn man wissen will, ob meine Bewertung von 9 Euro für gezahlte 6,50 Euro übertrieben ist, möge man sich 1001 Gramm doch selbst ansehen.

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