Es gibt so ein paar Filmnamen, die stellen schon an der Kasse eine Herausforderung da. Zum Beispiel: „Einmal
ravioli, bitte.“ – „Da gehen’s doch bitte rüber zum Italiener.“ So auch hier: „Ich hätte
gern einmal 10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen.“ – „Der Outdoorladen ist gegenüber, aber was wollen Sie mit den Frauen?“
10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen ist eine australische Produktion, die auch gerne bei dem Originaltitel Ten Canoes hätte
bleiben können. Ich liebe es, wenn der deutsche Verleih den Film durch eine Verdreifachung der Namenslänge aufwerten zu
müssen meint. 10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen läuft im zwei mir unidentifizierbaren Aboriginee-Sprachen mit schwer
lesbaren Untertiteln und deutschem Voiceover des Erzählers. Und das kommt so:
10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen erzählt in Farbe, wie in schwarz-weiß ein ältere Aboriginee seinem jüngeren Bruder die
Geschichte von Ridjimiralil, seinen drei Frauen und seinem jüngeren Bruder in Farbe erzählt. Da die meisten Untertitel in
der schwarz-weißen (eigentlich eher cremefarben-dunkelgrünen) Version der Geschichte vorkommen, hatte die sonst so gute
Gerhard Lehmann AG mit gelben Untertiteln einen lesetechnischen Volltreffer gelandet. Da diese auf dem hellen Hintergrund
verschwinden, war es kaum möglich das gesprochene zu verstehen.
Jüngere Brüder scheinen bei diesem Aboriginee-Stamm immer wieder ein Auge auf die Frauen ihres älteren Bruders geworfen zu
haben. Auf jeden Fall ist die Geschichte Ridjimiralils so lang, dass man sich damit während des Baus von zehn Kanus und
anschließender Jagd auf Spaltfußgänse sowie deren Eier die Zeit vertreiben kann. Es geht um Probleme zwischen Frauen und
Männern sowie der Nahrungsbeschaffung, insbesondere von Honig und deren Folgen. Und wie der jüngere Bruder des Fischers
lernt man, dass man Geschichten auch ganz langsam erzählen kann. Ironischerweise wurde der Erzähler nicht von Rudolf
Scharping synchronisiert.
Zum Glück ist dieser erste Film von Aboriginees für Aboriginees auf Aboriginee nur halb solang wie der erste Film von Inuit
für Inuit auf Inuit – Atanarjuat. Der Valiumfaktor ist aber gleich hoch, womit man
sich eindeutig in der Hälfte der Zeit einem wohligen Schlafbedürfnis nähert. Und da es für Atanarjuat 5 Euro gab, kriegt
auch 10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen auch 5 von gezahlten 6,50 Euro.