Computer Chess stammt aus dem Jahr 2013, obwohl die Handlung größtenteils im Jahr 1984 spielt und die Computer
entsprechend etwas angestaubt aussehen. Die deutschen Untertitel der englischen Originalversion sind dank schwarzer Umrandung
meistens erkennbar, auch wenn Computer Chess meistens schachfarben, sprich schwarz-weiß, ist. Dafür gibt es zumindest bei den
Untertiteln keine Zeitverzögerungen wie bei den restlichen Einblendungen, die mit für Computer Chess zeitgenössischen
Computern erstellt worden sind und somit die für Modelle wie dem Commodore 64 üblichen Datenverarbeitungspausen ausgegeben
werden. Vielleicht können sich die älteren der Leser noch an diese Zeiten erinnern.
Computer Chess könnte also als Film für Nerds über Nerds durchgehen. In einem Hotel in Kalifornien treffen sich 1984 die
führenden Experten des Computerschachs mit ihren selbstgeschriebenen Programmen gegeneinander an, um den Jahresmeister zu
ermitteln. Der Gewinner darf dann noch gegen den humanen Organisator des Turniers antreten. Insgesamt treten 16 Teams im
Schweizer System gegeneinander an, wobei das Team des MIT um Vorjahressieger Schoesser im Mittelpunkt des Geschehens steht.
Die Vorjahresversion Tsar 2.0 ist als Tsar 3.0 entscheidend verbessert worden, zeigt sich jedoch im Turnierverlauf als
extravagante Spielerei. Irgendwie scheint sie die anderen Schachcomputer nicht zu mögen. Auch wenn sich Schoessers Assistent
Peter Bishton die Nächte um die Ohren schlägt, kann er keine Lösung finden. Selbst als er die einzige weibliche Teilnehmerin
mit entsprechend nerdigem Aussehen von einem Konkurrenzteam zu einem Experiment überredet, kommt er nicht weiter. Vor lauter
Programmieren übersieht er einfach, was sonst noch passiert.
Computer Chess könnte auch so schon ein verrückter Film sein, wenn nicht noch Computerschachexperte Michael Papageorge da
wäre, der sich aus Geldmangel nicht einmal das Hotelzimmer leisten kann. Seine Suche nach einer nächtlichen Bleibe wird zu
einem Running Gag, an dem auch spontane Versammlungen von Katzen nichts ändern. Dass im Schachcomputerspielzimmer
gleichzeitig noch Selbstfindungsworkshops unter priesterlicher Anweisung stattfinden, gibt Computer Chess eine besondere
Note. Für einige der Teilnehmer sind eben Schachprogramme ihr Leben, für andere gibt es ein Leben und nebenbei noch Schach,
und für andere gibt es wieder nur ein Leben ohne Schach. Wie bei Wendy and Lucy mit ähnlich
kurzgeschichtenartiger Anlage gibt es für Computer Chess 8 von gezahlten 7 Euro von mir.