Corpus Christi, den ich gestern in deutscher Synchronisation mit einigermaßen lesbaren Untertitel für polnische Schriften
gesehen habe, handelt von der Resozialisation eines Gefangenen aus dem Jugendknast. Daniel hat sich im Jugendknast ganz gut
gemacht, auch wenn ihm Pater Tomasz erklärt, dass mit der Strafe trotz seines Glaubens die Aufnahme in ein Priesterseminar
unmöglich wird. Stattdessen wird Daniel zu einem Sägewerk in den Karpaten geschickt, um einen ersten Anknüpfungspunkt an ein
normales Leben zu bekommen.
Das Sägewerk gefällt Daniel schon von weitem nicht, so dass er sich in die Kirche setzt, wo er sich als Pater Tomasz ausgibt,
denn irgendwie hat er sich die Kleidung eines Geistlichen besorgt. Es passt auch ganz gut, dass ein junger Pater vorbeikommt,
denn der Priester aus dem Ort ist gerade unpässlich und am nächsten Tag muss morgens um acht die Messe gelesen werden. Und
zur Beichte müssen die Leute dann ja auch noch.
Die Predigten von Pater Tomasz sind immer wieder unkonventionell. Unkonventionell ist auch seine Herangehensweise an eine
Tafel mit Bildern verstorbener Jugendlicher. Im Jahr zuvor hatte es einen Autounfall gegeben, bei dem 6 Jugendliche und ein
Mann aus dem Dorf starben. Die Eltern trauern noch immer und seitdem ist die Stimmung im Dorf düsterer geworden.
Ich weiß nicht, ob es an der Bewältigung der ganzen Tragödien in diesem Dorf lag, aber Corpus Christi hatte eine eigenwillige
Stimmung, die sich aus der Hoffnungslosigkeit in dem Dorf ergab. Vielleicht war es aber auch die Besessenheit Daniels
aufgrund seines früheren Lebens. Im Gegensatz zu Die Versuchung des Padre Amaro geht es in Corpus
Christi nicht um die Korruption durch die Tätigkeit in der katholischen Kirche, sondern wie jemand außerhalb des Klerus doch
klerikal wirken kann. Wir scheinen es auch nicht mehr gewohnt zu sein, jemand junges in den Ämter zu sehen, denn Pater
Tomasz Umgang mit den Jugendlichen wirkte irgendwie verstörend. Priester sind anscheinend auch nur Menschen. Von mir gibt es
9 von gezahlten 9 Euro.