Ae fond kiss oder Just a kiss, wie der Film in der deutschen Übersetzung heisst, ist der neue Film von Ken Loach, der auch
schon Sweet Sixteen gedreht hat. Diesmal begibt sich Ken Loach mehr in das Gebiet von Kick it like Beckham, nämlich den
Problemen, die Einwanderer indischer oder pakistanischer Herkunft im Vereinigten Königreich haben. Im Gegensatz zu Kick it
like Beckham ist Ae fond kiss keine Komödie, sondern ähnlich nüchtern wie Sweet Sixteen. Und wer sich das ganze wie ich im
englischen Original antut, wäre manchmal über englische Untertitel froh. Da der Film in Glasgow spielt, sind weder Schotten
noch Pakistanis wirklich gut zu verstehen. Ich meinte, die Pakistanis hätten sogar einen leicht schottischen Akzent drauf
gehabt. Also ich habe nur 85% wirklich verstanden.
Ae fond kiss erzählt die Geschichte von Casim Khan, der eigentlich seine Cousine ersten Grades Yasmine heiraten soll. Leider
kommt ihm eine Musiklehrerin an einer katholischen Schule in Glasgow dazwischen. Eigentlich war es ein Glasgow Rangers-Shirt,
das seine Schwester Tahara in ebenjener katholischen Kirche getragen hat. Wie jeder Pubbesucher weiß, ist Celtic Glasgow die
katholische Mannschaft Glasgows und das blaue Trikot der Rangers ist in katholischen Gegenden ebenso beliebt wie das blaue
von Manchester City bei Manchester United Fans. Okay, ich gebe zu ManU spielt normalerweise in rot und nicht in grün-weiss.
Also, Casim zertrümmert eine Gitarre, als er seiner Schwester folgt, die einige Schulkameraden wegen anti-pakistanischer
Hänseleien vermöbeln will. Am nächsten Tag bringt er eine Gitarre in die Schule und bringt die Lehrerin nach Hause. Er hilft
ihr, ihren Flügel aufzustellen und so kommen die beiden zusammen.
Während Casims Vater noch am Anbau an sein Haus werkelt, den er für Casim und Yasmine vorgesehen hat, machen Casim und Roisin
einiges durch. Für Casim gibt es nichts schlimmeres als eine Nicht-Muslimin zu treffen. Es bringt seiner Familie Schande in
der pakistanischen Gemeinde. Dadurch steht auch die Verheiratung seiner älteren Schwester Rukhsana auf dem Spiel. Tahara
hingegen kämpft dafür, in Edinburgh Journalistik studieren zu dürfen. Roisin verliert andererseits ihre Stelle an der
katholischen Kirche, weil sie in Sünde lebt. Sie ist noch verheiratet, aber hat ihren Mann verlassen. Deshalb darf sie nicht
mit jemanden anderem zusammen sein.
Ae fond kiss zeigt, wie gedankliche Strukturen, sei es die Familienehre oder auch die katholische Lehre mit den säkulären
Vorstellungen in Europa kollidieren. Am Ende geht es um den Vorrang zwischen Individuum und Gemeinschaft. Diese Frage ist
gerade für asiatisch geprägte Personen sehr schwierig, weil die persönliche Freiheit eine sehr starke Verlockung ist. Das
zeigt sich insbesondere an den Konflikten zwischen Casim und Tahara auf der einen Seite und ihrem Vater, der alles bislang
bestimmt hat. Aber auch die katholischen Moralvorstellungen führen zu Konfilkten mit einer modernen Lebensführung. Es ist
nicht einzig auf die Muslime beschränkt.
Für Ae fond kiss spendiere ich 14 Dosen Kitekat à 47 pence (etwa 10 Euro) im Tausch für meine Kinokarte von 8,50 Euro.