*hüstel* zu Beginn dieser Mail muss ich nicht nur eine dicke Staubschicht von meiner Tastatur entfernen, sondern auch
von Das Schloss im Himmel, das zu meinem Leidwesen nicht in Originalversion gezeigt wird. Das könnte allerdings daran
liegen, dass Das Schloss im Himmel schon aus dem Jahre 1986 stammt und damit den absoluten Oldtimerrekord unter den von
mir gesehenen Filmen aufstellt. Die japanische Fraktion in Düsseldorf hat Das Schloss im Himmel höchstwahrscheinlich noch
in Begleitung der Eltern in Japan gesehen.
Obwohl knapp zwanzig Jahre zwischen Das Schloss im Himmel und Das wandelnde Schloss liegen,
erwecken beide Filme den Eindruck, dass sie Doppelgänger für einander sein könnten. Eigentlich ist das kein Wunder, wenn
man weiß, dass beide vom selben Zeichner, Hayao Miyasaki, stammen. Das Schloss im Himmel ist sozusagen Das wandelnde
Schloss in nuce. Hayao Miyasaki hatte schon in 1986 ein gewisses Faible für merkwürdige Maschinen, menschenverachtende
Arbeitsbedingungen, unglaubliche Landschaften und abgefahrene Verfolgungsjagden. Man könnte geradezu sagen, Miyasakis
Kino ist das Anime gewordene Roadmovie, in dem die staatliche Macht (Das Militär) mit seinem begrenzten Denken und dem
übergroßen Vertrauen in Sprengkörper nie gewinnen kann.
Nur ein kleiner Junge (hier Patsu) oder ein kleines Mädchen (Sheeta) haben die Chance, sich gegen die großen Mächte
durchzusetzen, weil sie davon überzeugt sind, dass ihr Weg richtig ist. Erst in den späteren Filmen wird sich die
Verbrecherin Dora mit ihrer typischen Physiognomie in eine Hexe verwandeln. In Das Schloss im Himmel ist sie noch
neutral.
Patsu sieht eines Abends, wie Sheeta mit Hilfe eines Flugsteins sanft in der Mine landet, in der er arbeitet. Sie ist aus
einem zeppelinartigen Fluggerät gestürzt, nachdem sie von einigen üblen Burschen verfolgt worden ist. Patsu möchte sie
daraufhin beschützen und herausfinden, was es mit ihren Fähigkeiten auf sich hat. Doch die Verfolger, zum einen das
Militär, zum anderen Doras Bande, sind recht schnell auf den Fersen der beiden. Bald verdichtet sich der Verdacht, dass
alles mit der schwebenden Stadt Laputa (japanisch: Rapyuta) zu tun haben könnte, die sich seit langer Zeit wie ein
Atlantis im Himmel schweben soll. Im folgenden ergibt sich die Miyasaki-übliche Suche nach der Stadt Laputa.
Trotz Überlänge ist Das Schloss im Himmel recht kurzweilig. Die Handlung bleibt erstaunlich unrätselhaft, was allerdings
nicht so schlimm ist. Abspannfans werden sich besonders über die Schlussmusik freuen. Für das Schloss im Himmel gibt es
deshalb 10 Euro von 8,50 gezahlten.