Dare mo shiranai / Nobody knows

Mit Bestürzung habe ich festgestellt, dass die letzten Filme ziemlich durchgeknallt und definitiv nicht massentauglich waren. Dare mo shiranai, den ich gestern gesehen habe, ist es auch nicht. Ich verbitte mir jetzt irgendwelche Kommentare, dass diese Tatsache mir schon früher hätte auffallen sollen. Dare mo shiranai läuft im japanischen Original mit deutschen Untertiteln, die zumindest nicht immer lesbar waren. Eine genaue Angabe fällt jedoch aus, da ich mich so sehr auf den japanischen Text konzentriert habe, dass ich nicht immer auf die Untertitel geachtet habe.

Dare mo shiranai ist der neue Film von Hirokazu Kore-Eda, der auch schon Wandafuru Raifu gedreht hat. Dare mo shiranai ist jedoch eher die Gegenwelt zum Wonderful Life. Es geht um die Familie Fukushima, bestehend aus der Mutter Keiko und den Kindern Akira, Kyoko, Shigeru und Yuki. Keikos Kinder sind alle von verschiedenen Männern, was Keiko zwingt, sie zu verstecken. Sie haben gerade eine neue Wohnung bezogen, und nur Akira wurde den Nachbarn vorgestellt. Die anderen gibt es offiziell nicht. Und so haben alle vier noch nie eine Schule von innen gesehen. Keiko versucht, ihnen das nötigste selbst beizubringen.

Doch Keikos Leben selbst ist nicht sehr stabil, eine feste Arbeit hat sie nicht. (Eine Ironie der japanischen Sprache ist es, dass das Wort arubeito – vom Deutschen Arbeit – Gelegenheitsjobs bedeutet.) Keiko kommt immer spät nach Hause, und versucht, ihren Kindern mit Geschenken die fehlende Aufmerksamkeit zurückzugeben. Auf der Suche nach Geld ist sie gezwungen, ihre Kinder alleine zu lassen. Akira hat die Aufgabe, sich um seine Geschwister zu kümmern.

So versucht Akira, das Überleben seiner Geschwister zu sichern, man könnte geradezu sagen, ein Hotel Ruanda im Kleinen. Akira erledigt die Einkäufe und verwaltet das Geld. Doch die Probleme wachsen und die Mutter meldet sich nicht. So pumpt er unter anderem die alten Liebhaber der Mutter an, damit die Familie über die Runden kommt. Doch irgendwann wird der Strom und das Wasser abgestellt, was die Lage nicht einfacher macht. Eine Zeitlang versucht Akira, Schüler mit Videospielen zu Freunden zu machen. Es gelingt ihm allerdings nur, zu einer Schülerin namens Saki Kontakt herzustellen. Am Ende von Dare mo shiranai wissen, was in dem Koffer ist, mit dem wir Akira am Anfang in der U-Bahn gesehen haben.

Dare mo shiranai ist ein sehr trauriger Film, auch wenn in ein paar Momenten das Glücksgefühl aus Wandafuru Raifu durchschimmert. Ich kann beim besten Willen nicht sagen, dass Dare mo shiranai ein schlechter Film wäre. Er ist sehr intensiv und lässt einen erstmal eine Weile in den Kinositzen verweilen.

Für Dare mo shiranai gibt es Apollo Schokolade im Gegenwert von 1895 Yen (ca. 14,60 Euro) für meine Kinokarte von 6,50 Euro. Allerdings ist diese Wertung fast schon makaber.

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