Ich komme langsam auf den Gedanken, dass die hiesigen Programmkinos mit
ihrem Weichspüli-Mainstream-Programm die großen Kinos noch ruinieren werden.
Meiner Meinung kann es nicht angehen, dass 75% des Programmkino-Programmes
auch im UCI und den UFA-Palästen laufen. Das ist ja kein Programm mehr. Den
Beweis werde ich jetzt antreten:
Gestern bin ich extra früh ins UCI gepilgert, um noch rechtzeitig Karten für
den neuesten Daniel Brühl-Film zu erhaschen. Nach den Erfahrungen mit
Goodbye Lenin möchte man ja vorsorgen. Ich also um halb acht, eine halbe
Stunde vor Kinowerbungsbeginn zur Kasse. Oben lief schon ein Schriftband:
"Leider fällt die 8 Uhr Vorstellung von Elefantenherz aus." Ich hab trotzdem
nochmal nachgefragt, und habe dann auch ein Ticket bekommen. Die eine
Kassiererin meinte dann noch zu ihrer Kollegin: "Wahrscheinlich wird er der
einzige sein." Da hab ich mir gedacht, das wird jetzt spannend. Ich hab mich
also vor den Kinoeingang gestellt, und mal geschaut, wer da so kommt. Es kam
niemand.
Um acht bin ich dann rein, hab mich auch brav auf meinen numerierten Sitz
gesetzt. Und für die, die UCI nicht kennen, die haben immer so ne Diaschau,
bevor die Kinowerbung anfängt. Die ist gelaufen, und plötzlich ging das
Licht an. Ich so: "Mist, kommt doch kein Film." Dann ist aber doch die
Werbung gekommen. Zum Glück kam dann um 10 nach 8 noch ein Pärchen, sonst
wäre ich da alleine gewesen. Aber eigentlich ist es schon ein geiles Gefühl,
so ein 338-Sitze-Kino für sich alleine zu haben. Na ja, wir waren dann eben
zu dritt.
Damit dürfte klar sein, dass Elefantenherz nicht gerade massentauglich ist.
Daniel Brühl spielt Marco, einen etwa 18-jährigen Jugendlichen aus
zerrütteten Verhältnissen, der versucht über eine Profiboxerkarriere seine
Familie zusammenzukitten. Dabei gerät er in die Hände von Hermsbach, der ihm
zwar Möglichkeiten eröffnet, ihn aber auch in zwielichtige Kreise einführt.
Der Film ist schauspielerisch richtig gut besetzt. Am besten hat mir Bülent,
Marcos Sparringspartner, gefallen. Die Handlung ist schwer verdaulich, weil
Elefantenherz von einem Millieu handelt, mit dem Normalbürger nicht viel zu
tun haben wollen. Es fließt auch ziemlich viel Blut. Es ist einfach nicht
schön anzusehen.
Ich möchte mich hiermit noch beim Kinobetreiber entschuldigen, meine 8,70
Euro für einen Film, der 6 Euro wert ist, werden bestimmt nicht zur
Unkostendeckung beitragen.