Il Divo ist ein italienischer Film über Giulio Andreotti während seiner 7. Amtszeit als Ministerpräsident Italiens in den
Jahren 1992 bis 1993. Ich wollte gerade ansetzen, Il Divo mit einer Reihe anderer Filme über Politiker des 20. Jahrhunderts
zu vergleichen. Ich habe allerdings festgestellt, dass ich schon mehr gesehen habe, als ich gedacht hätte.
Il Divo unterscheidet sich in einem Punkt ganz wesentlich von den bisherigen Filmen. The Queen
nimmt sich die zehn Tage nach dem Tod von Lady Diana Spencer vor.
Der letzte König von Schottland zeigt die Entwicklung von Idi Amin über mehrere Jahre.
Frost / Nixon entwickelt die Persönlichkeit von Tricky Dick Nixon in knapp zwei Stunden. Il
Divo hingegen hat keine große Entwicklung. Es könnte beinahe jede Nacht sein, in der das Aufziehmännchen Giulio Andreotti
durch die Gänge seiner römischen Wohnung tigert.
Giulio Andreotti ist ein Mensch, gegen den jeder Stock noch biegsam erscheint. Auf der anderen Seite kann ihm niemand etwas
anhaben. Er ist ein genialer Networker. Auch wenn ein paar seiner Bekannten zufälligerweise Mafiamitglieder sind, dann kann
er sich halt nicht mehr daran erinnern, sie getroffen zu haben. Nur einer gibt ihm wirklich zu denken: Aldo Moro,
Parteigenosse, der von den roten Brigarden ermordet worden ist.
Il Divo ist ein zum Teil schwer verständlicher Film, der trotzdem einen guten Eindruck gibt, wie man sich an der Macht halten
kann. In der Wertung bin ich noch zwiegespalten. Der Geschichtensucher in mir verlangt Schmerzensgeld. Ein anderer Teil
glaubt jedoch, dass Il Divo nicht so schlecht sein kann. Auf jeden Fall kann man sich schlecht eine schnelle Meinung bilden.
Ich halte daher erst einmal den Kartenpreis von 7 Euro für gerechtfertigt.