Manda Bala - Send a bullet

Ich glaube anlässlich der bevorstehenden Wahlen sollten wir Manda Bala mit einem angemessenen brasilianischen Witz begehen, der vom Bundesstaatsanwalt persönlich so erzählt worden ist: Ein brasilianischer Politiker kommt zu seinen Wählern und gibt jedem einen rechten Schuh. „Was sollen wir mit dem rechten Schuh? Damit kann man ja nicht laufen?“ Die Antwort des Politikers: „Wenn ich gewinne, bekommt ihr den linken.“

Manda Bala läuft im englischen und portugiesischen Original mit sehr gut lesbaren Untertiteln. Da für die Untertitel eine schwarze Fläche im unteren Drittel der Leinwand reserviert worden ist, ist der Rest allerdings relativ gequetscht. So als würde man einen 35mm-Film auf einer normalen Leinwand abspielen. Manda Bala ist wie Don’s Plum einer der wenigen Filme, die in dem Land ihrer Entstehung nicht gezeigt werden dürfen.

Eigentlich ist das relativ verwunderlich. Denn Manda Bala fängt mit der Geschichte einer Froschfarm an. Das schöne portugiesische Wort rânocultura (Froschzucht) verdeckt leider die ganzen Abgründe, die dahinterstecken. Die Mitarbeiter der Froschfarm können sich leider nicht dazu äußern. Denn in die ganzen Geschichte ist Jâder Barbalho verwickelt, seines Zeichens Gouverneur des Bundesstaates Pará, Besitzer des Zeitungsverlags, der Radio- und Fernsehstation des Bundesstaates und nebenbei auch noch Chef der staatlichen Entwicklungsgesellschaft SUDAM. Schade nur, dass mit der SUDAM etwa zwei Millionen Dollar Steuergelder den Bach hinuntergegangen sind. So genau wissen wir das nicht, denn niemand konnte es bislang aufdecken.

Korrupte Politiker sind eine Sache. Aber normales Leben ist eine andere Frage. Woran erkennt man den reichen Brasilianer in Sâo Paulo? An seinem Vermögen, das in seinen gepanzerten Autos steckt. Na ja, vielleicht ist er auch schon auf Hubschrauber umgestiegen, da kann man wenigstens nicht überfallen werden. Überfälle wären noch das geringere Übel, wenn nicht jedes Mal die Gefahr einer Entführung bestünde. Abgesehen von der mittelalterlichen Behandlung, die einem Zuteil wird, schrecken diese gemeinen Verbrecher leider auch nicht davor zurück, irgendwelche Körperteile des oder der Entführten den Verwandten als Geschenk zu übersenden. Am beliebtesten sind hierbei die Ohren. Das hat dazu geführt, dass sich ein Doktor in Sâo Paulo auf die Rekonstruktion von Ohren aus Rippen spezialisiert hat. Schließlich möchte man als Entführungsopfer auch nach der Entführung noch ein geordnetes Leben führen.

Manda Bala ist ein ziemlich abgefahrener Dokumentarfilm, in dem auch ganz normale Polizisten und Entführer zu Worte kommen. Eigentlich möchte man nicht wirklich glauben, dass das alles so passiert ist. Ein besondere Eindrücklichkeit hinterlassen Ausschnitte aus Videos von Entführungen, in denen die Verwandten um Lösegeld gebeten werden. Leider bleibt uns ein Schnitt an den Ohren nicht erspart. Auch die Abschnitte über eine Ohrenrekonstruktionsoperation und die Zubereitung panierter Frösche haben meinen Magen dann endgültig auf eine Dumplings-verdächtige Umdrehungsgeschwindigkeit gebracht. Psychisch labilen Personen möchte ich von Manda Bala schlichtweg abreden. Ich bin langsam nicht mehr so sicher, ob die Gewalttätigkeit in City of God so zufällig war. Ich werde erstmal so schnell nicht nach Brasilien fahren.

Die Wertung für Manda Bala ist relativ eindeutig. Trotz der obengenannten Nachteile von Manda Bala gibt es wahlweise einen rechten oder einen linken Schuh. Ein billiges Paar kostet ungefähr 20 Euro. Das wären dann 10 Euro für gezahlte 7 Euro. Aber bitte jetzt nicht um die Schuh streiten…

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