Als ich über Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit las, musste ich unwillkürlich an
Nokan - Die Kunst des Ausklanges denken. Die Thematik ist ähnlich, auch wenn Mr. John May
bei einer Behörde in London angestellt ist. Er ist einer der wohl ungewöhnlichste Case Manager, der mir untergekommen ist:
John Mays Aufgabe besteht darin, für Personen, die ohne bekannte Verwandte verstorben sind, das Begräbnis zu organisieren.
Wenn sich niemand mehr finden lässt, ist Mr. May der einzige, der der Trauerfeier beiwohnt.
Mr. May arbeitet gründlich und nutzt alle Quellen aus den Hinterlassenschaften der Verstorbenen, um Familienangehörige oder
Bekannte aufzuspüren. Manchmal führen ihn jedoch auch fiktive Briefe einer Katze in die Irre. Wenn es notwendig ist, wird
auch mal mit dem Postamt in Alice Springs über den Verbleib einer Urne gesprochen. Mr May trägt, außer wenn er in den
Wohnungen seiner Fälle sucht, immer die gleiche Kleidung: Einen schwarzen Anzug, weißes Hemd und Krawatte. Genauso langweilig
ist das Abendessen, das er zu Hause einnimmt: Thunfisch aus der Dose und ein Toast. Normalerweise lassen ihn die Fälle kalt.
Als jedoch ein Mann in einer Wohnung gegenüber von John Mays eigener Wohnung stirbt, scheint sich doch eine Regung in John
May zu zeigen. Es handelt sich nicht nur deswegen um einen außergewöhnlichen Fall: Aufgrund von Sparmaßnahmen der britischen
Regierung wird John May entlassen und der Mann aus der Wohnung gegenüber wird somit zu seinem letzten Fall.
Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit zeichnet sich durch einen bedächtigen Erzählfluss und leisen Humor aus. Ich glaube, ich
müsste Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit noch einmal sehen, um alle kleinen Anspielungen entdecken. Trotz des ernsten
Themas bleibt auch die Komik angemessen. Von mir gibt es 12 von gezahlten 8 Euro.