Warten auf Angelina

Gestern Abend habe ich mich durch die Straßen von Thời các trương geschlagen. Es war erstaunlicherweise sehr ruhig. Ich hätte gedacht, dass sich die Truppen des Vietcong sich durch Kanonenschläge oder Leuchtfeuer bemerkbar machen. Aber da war nichts. Nicht einmal in den Büschen brauchte man mit Feindkontakten zu rechnen. So konnte ich recht einfach unser Basislager erreichen. Wir rechnen dafür heute mit stärkeren Beschüssen in der Nacht. – Okay, ich gebe zu, 2008 war nicht wirklich das Jahr des deutschen Vietnamkriegsfilms, auch wenn ich seit Kebab Connection darauf warte.

2009 könnte allerdings mit Warten auf Angelina die Geburt eines neuen Genres erleben – des deutschen Paparazzifilms. Damit meine ich allerdings nicht solche Filme wie Joseph R. – sein Leben. Es handelt sich um Einblicke in die Welt der Knipser und Sonderornithologen.

Momme Ulmer und Maik Tremper, haben sich auf der Dachterrasse ihres Bekannten Dr. Alfred „Freddy“ Katelbach einquartiert, um den Einzug von Brad Pitt (bekannt aus Babel) und Angelina Jolie (hat sich bislang geweigert, in von mir rezensierten Filmen aufzutreten) in ihre neue Berliner Wohnung auf Film festzuhalten. Allerdings haben beide recht unterschiedliche Motive. Während Maik auf das große Geld hofft, möchte Momme nur die Homepage des Angelina-Fanclubs Pellworm auf den neusten Stand bringen. Obwohl Freddy Katelbach sich gerade auf der Jacht des Maharadschas von Jaipur vergnügt, haben doch erstaunlich viele Frauen Schlüssel für seine Viertwohnung, was Momme und Maik gewisse Probleme bereitet.

Warten auf Angelina ist eine erfrischende Komödie, wenn auch mit viel leisem Humor, die von den zwei Hauptdarstellern Florian Lukas (Maik) und Kostja Ullmann (Momme) gut getragen wird. Es ist erstaunlich, wie Hans-Christoph Blumenberg auf den wenigen Quadratmetern seiner Berliner Wohnung eine Story aufbaut, die doch recht gut unterhält. Dafür gibt es von mir 9,50 Euro für gezahlte 7,50 Euro (inklusive eines Glases Sekt).

Allerdings sollte man das Omen aus Warten auf Angelina nicht unterschätzen. Ein Bild aus der Serie „Operation Fallschirm“ des Berliner Malers Dirk Busch wird in Warten auf Angelina immer wieder gezeigt. Dies lässt die Hoffnung in mir nicht untergehen, dass in 2009 doch noch der Durchbruch für den deutschen Vietnamkriegsfilm kommt. Da ich schon vergessen hatte, schöne Weihnachtsfeiertage zu wünschen, möchte ich diesem Sinne allen noch einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen.

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