The Mule, das neueste Werk von Clint Eastwood, basiert auf einer Geschichte aus der New York Times, auch wenn der Abspann
wieder einmal versichert, dass die Handlung rein fiktiv ist und Ähnlichkeiten mit realen Geschehnissen rein zufällig sind.
Ich glaube, ich brauche amerikanisches Recht nicht zu verstehen. Das braucht auch nicht Earl Stone, der Protagonist von The
Mule, den ich gestern in deutscher Synchronisation mit englischem und spanischem Original und einigermaßen lesbaren
Untertiteln gesehen habe. Earl Stone hat sich in seinen über achtzig Jahren nie etwas zu Schulden kommen lassen.
Man schreibt das Jahr 2005. Earl Stone ist einer der begehrtesten Männer, die es im Geschäft für Taglilien gibt. Auf den
Versammlung der Taglilienzüchter gibt es sogar Groupies, die ihm die Taglilien aus den Händen reißen. Die Hochzeit seiner
Tochter zur selben Zeit hat er vergessen, da er immer die Arbeit über die Familie stellte. Doch das Internet ist nicht die
Sache des Veterans aus dem Koreakrieg. Und so sehen wir ihn im Jahr 2017, wie er seine mexikanischen Hilfsarbeiter entlässt,
seine Blumenfarm ist nicht mehr ganz in Schuss und sein Hab und Gut befindet sich auf einem altersschwachen Ford Pickup, den
nur noch der Rost zusammenhält. Er erinnert sich daran, dass er doch noch Familie hat und fährt zu seiner Enkelin, die
gerade ihre Hochzeit vorbereitet. Aufgrund der doch etwas angespannten Situation in der Familie muss Earl die bevorstehende
Party wieder verlassen, erhält aber von einem Latino einen Tipp, dass ein zuverlässiger und unauffälliger Fahrer gegen gute
Bezahlung gesucht wird. Earl Stone nimmt diese Job an und macht sich auf den Weg nach Texas. Etwa zur gleichen Zeit nimmt
Special Agent Bates seine Arbeit bei der DEA, der Drug Enforcement Agency, auf, um Drogenlieferungen aus Mexiko zu
unterbinden.
In The Mule spielt Clint Eastwood als Earl Jones eine ähnliche Rolle wie schon in
Gran Torino und auch schon anderen Werken. Earl Stone ist eine einsamer Wolf, der lieber
seine Familie zurücklässt, um in die große weite Welt zu fahren, als sich um sie zu kümmern. Deswegen hat ihn seine Frau auch
nach 10 Jahren verlassen. Auch bei seinen Kurierfahrten macht er sein Ding, hält sich nicht an verabredete Fahrtrouten, an
verabredete Zwischenstopps und ist aber so erfolgreich, weil er unauffällig und nicht berechenbar ist. Sein Charme stammt
auch aus den 50ziger oder 60ziger Jahren des letzten Jahrhunderts, er hält nicht so viel von politischer Korrektheit, und
zieht immer noch Frauen magisch an. Letzteres mag vielleicht eher Wunschdenken sein, aber wer weiß schon, was in den Zimmern
geschieht. Und er weiß, wie er mit den Gesetzeshütern umgehen muss.
Für die Charakterzeichnung von Earl Stone und ein interessantes Katz-und-Maus-Spiel gibt es von mir 15 Euro für den Preis der
Kinokarte von 9 Euro.