Hao ji le / Have a nice day

Hao ji le (好极了), dessen Name in direkter Übersetzung "Alles bestens" bedeutet, ist ein von dem chinesischen Kulturbehörden nicht gesponserter Zeichentrickfilm, den Liu Jian fast alleine erstellt hat. Ich habe ihn gestern in der chinesischen und englischen Originalversion mit zum Teil unleserlichen und ungünstig platzierten Untertiteln gesehen. Vom Stil her erinnert Hao ji le ein wenig an Waltz with Bashir und The Congress, was mich jetzt nicht mehr so verwundert. Denn letztere wurde beide von Ari Folman gedreht.

Hao ji le spielt irgendwo im Süden Chinas in einer Universitätsstadt. Das Unigelände ist ein Neubaugebiet, wie die Ortsbezeichnung Xincun (新村) verrät. In einem Atelier in der Nähe gefallen einem Bauunternehmer die Gemälde oder irgendetwas anderes eines Malers nicht, den er groß herausgebracht hat. Und zu diesem Zeitpunkt geht einem der Mitarbeiter dieses Bauunternehmers in einem Auto eine Tasche mit einer Million Yuan in großen 100-Yuan-Scheinen verloren. Der Bauunternehmer, gut auch in etwas dunklere Kreise vernetzt, setzt alles daran, das Geld wieder zu bekommen. Allerdings erregt die Tasche auch die Aufmerksamkeit anderer Leute. Und so sehen wir klassisch chinesische Autos wie einen VW Santana, eine chinesische Kopie eines japanischen Minibusses, einen Jeep Cherokee, einen Range Rover und auch andere Fortbewegungsmittel über die Leinwand flitzen und abrupt abstoppen. Das Ganze spielt sich zwischen einer Baustelle, einem Internetcafé in der Nähe der Universität, einem Hotel am Bahnhof und einem Laden für mit Suppe gefüllten Baozi, also Teigknödeln, ab.

Hao ji le schafft es irgendwie ein authentisches, aber nicht unbedingt poliertes Bild der Lebensumstände in China abzugeben. Man könnte es auch so sehen, dass die Beteiligten für Geld alles andere stehen und liegen lassen und sogar über Leichen gingen. Dieses Bild passt natürlich nicht zu dem des angepassten, braven Parteigenossen, den die kommunistische Partei Chinas gerne sieht. Insofern ist es kein Wunder, dass Hao ji le wahrscheinlich nur außerhalb Chinas zu sehen ist, wenn mal nicht wieder die Regierung interveniert. Für eine Reihe von liebenswürdigen Alltagsszenen und einer umwerfend realistischen, aber dadurch auch komischen Darstellung, welche Freiheiten der Kommunismus in China gewährt, erhält Hao ji le von mir trotz aller Absurdität 14 von gezahlten 9 Euro.

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