Kirschblüten und rote Bohnen

Kirschblüten und rote Bohnen, im Original An genannt, allerdings nicht mehr in der Originalversion verfügbar, stammt von derselben Regisseurin wie Futatsume no mado. Vielleicht hatte Bertold Brecht dann doch recht, dass gewisse Sachverhalte besser verstanden werden, wenn sie in einem verfremdeten Zusammenhang gezeigt werden. Kirschblüten und rote Bohnen ist typisch japanisch und dreht sich wie Nankyoku ryorinin stark ums Essen. Ich bin schon am Überlegen, welche Einführung Frau Jäschke für die nächsten japanischen Filmtage vorbereiten würde.

Im Mittelpunkt von Kirschblüten und rote Bohnen steht Sentaru, der in einem kleinen Laden Dorayaki-Pfannkuchen verkauft. Dorayaki-Pfannkuchen sind süß, etwa handtellergroß und werden normalerweise im Doppelpack mit einer Lage Rotebohnenpaste dazwischen verkauft. Ein Stück kostet in dem Laden 120 Yen. Die Pfannkuchen sind nach Ansicht einer älteren Dame namens Tokue nicht so schlecht, aber die Rotebohnenpaste, das An, sei einfach nur fürchterlich. Es ist Frühling, die Zeit des Hanami, des Kirschblütenbetrachtens, als Tokue zum ersten Mal ihre Dienste anbietet. Nachdem die Kirschblüten verblüht sind, bringt sie eine kleine Plastikdose mit ihrem selbstgemachten An mit, worauf sich Sentaru entschließt, sie trotz etwas verkrüppelter Hände einzustellen.

Sentaru war wahrscheinlich nicht bewusst, worauf er sich dabei eingelassen hat, denn Tokue hat ihm dann eröffnet, dass man für ein gelungenes An schon vor Morgengrauen anfangen muss, um dann um 11 Uhr den Laden aufmachen zu können. Die Zubereitung des Ans wird dabei ausführlich beschrieben. Insbesondere ist dabei wichtig, dass man den Geist oder die Seele der dafür verwendeten Adzuki-Bohnen nicht stört. Es darf nicht mit ruckartigen Bewegungen umgerührt werden und auch an den zugegebenen Zucker dürfen sie sich langsam gewöhnen. Wichtig ist auch das Abspülen von Gerbstoffen, ohne die Bohnen aus dem Gefäß zu schütten, einfach durch den Überlauf des zugeführten Wassers. Das so zubereitete An führt dazu, dass eine noch größere Kundenschar die Dorayaki-Pfannkuchen kaufen möchte. Doch auch dieser Erfolg wird nicht von allen gegönnt.

Kirschblüten und rote Bohnen zeigt nicht nur schintoistische Naturverbundenheit, sondern auch gesellschaftliche Zwänge, die eine Eingliederung von Menschen außerhalb der Gesellschaft behindern. Irgendwie versteht es die breite Masse der Normalbürger eher, ihren Vorurteilen zu vertrauen, als das wahrzunehmen, was ist. Kirschblüten und rote Bohnen zeigt neben schönen Landschaftsaufnahmen auch ein bisschen, was der Sinn im Leben ist. Von mir gibt es den Gegenwert von 20 Dorayaki-Pfannkuchen (2400 Yen, also 18,80 Euro) für meine Kinokarte von 8 Euro.

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