Mein Praktikum in Kanada

Kanadische Filme wie Small Town Murder Songs oder Take this Waltz sind immer wieder für Überraschungen gut. Mein Praktikum in Kanada spielt in Québec und somit im französischsprachigen Teil Kanadas. Der unabhängige Abgeordnete Steve Guibord vertritt den Wahlkreis Prescott-Makadewa-Rapides-aux-outardes im äußerst ländlich geprägten Québec. Man lebt dort von Holzwirtschaft, Minen und dem Handel mit Damenunterwäsche. Nein, nicht ganz, Steve Guibord, der im Jahre 1981 Kanada zum Sieg bei der U19-Weltmeisterschaft im Eishockey führte, hat nur sein Büro über einem Laden für Dessous.

Eines Tages steht Souverain Pascal aus Haiti vor der Tür dieses Ladens. Er hat sich um eine Praktikumsstelle bei einem kanadischen Abgeordneten beworben, um die politische Realität näher kennenzulernen. Bislang kannte er nur Jean-Jacques Rosseau. Steve Guibord nimmt das Angebot an, da sich zufällig eine historische Situation ergibt: Der kanadische Premierminister möchte einen Auslandseinsatz des Militärs vom Parlament in Ottawa absegnen lassen. Aufgrund der Abwesenheit der Abgeordneten aus Peace Valley fehlt ihm jedoch eine Stimme zur Mehrheit über die Opposition. Somit bekommt die Stimme von Steve Guibord, der sich bislang nur mit den Problemen von LKW-Fahrern, Minenarbeitern und Algonquin in seinem Wahlkreis herumgeschlagen hat, außenpolitische Bedeutung. Infolgedessen bekommt Steve Guibord nicht mehr nur von Stéphanie Caron-Lavallée, die für den lokalen Fernsehsender arbeitet, Interviewanfragen, sondern aus dem ganzen Land. Er lässt sich bei einem spontanen Interview in Eishockeymontur beraten von Souverain Pascal dazu hinreißen, seine Wähler über sein Stimmverhalten zu befragen.

Mein Praktikum in Kanada ist ein herrlich subtile Komödie, die den ganzen Politikbetrieb und seine Medienabhängigkeit aufs Korn nimmt. Ein bisschen erinnert Mein Praktikum in Kanada an Herrn Wichmann aus der dritten Reihe. Chute-à-Philemon ist viel zu abgelegen, um per Auto erreicht zu werden, und wird deswegen von Steve Guibord immer wieder vernachlässigt. Man kann es nie allen Personen recht machen, sitzt zwischen den Stühlen von provinzieller und föderaler Zuständigkeit und der Bürgermeister von Rapides-aux-outardes schießt immer wieder dagegen. Da wird dann auch die familieninterne Unterstützung schwierig. Aus haitianischer Sicht sieht das Ganze noch einmal anders aus.

Von mir gibt es für Mein Praktikum in Kanada 12,50 Euro für die Eintrittskarte zu 8 Euro.

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