Ich muss zugeben, dass es etwas vermessen ist, sich innerhalb von zwei Tagen zwei abgefahrene Filme anzusehen. Jetzt
bin ich geistig etwas platt und ihr müsst durch diese Filmkritik durch, die ich mit einem Lied einer mittlerweile recht
unbekannten hessischen Band, den Rodgau Monotones, einleiten möchte: „Ja me wollde doch zem Himalaja, zem Feldbersch
hat’s nur greicht.“ Obschon ich hoffe, nicht schon für die Schreibung mir hier den Zorn der hessischen Fraktion im
Verteiler auf mich zu ziehen, muss ich eigentlich noch hinzufügen: Wieso Feldbersch? Mer hams nich emal bis nach
Luleå gschafft.
Die Welt besteht ja aus kleineren Orten. So hatte ja der von mir schon besuchte Ort Mücke in Hessen einen Stargastauftritt
in dem Film Die Mitte als Mittelpunkt Deutschlands. Aus Frankfurter Sicht befindet sich Mücke
hart an der Grenze nach Hessisch-Sibirie, womit der Fuhlsbersch (hochdeutsch: Vogelsberg) auf jeden Fall der Wildnis
zuzurechnen ist. Man muss ja nicht unbedingt bis in den Himalaja fahren, um in die Wildnis zu gelangen. Ein Fahrt nach
Pajala im Norden Schwedens reicht schon aus. Pajala liegt an der Grenze zu Finnland und die Leute sprechen dort Schwedisch
mit einem so komischen Akzent, dass sie nicht als Schweden gelten, und zu schlecht Finnisch, um als Finnen durchzugehen.
Genauso rau wie die Landschaft sind auch die Menschen in Pajala. Harte Winter und kurze Sommer haben einen Menschenschlag
hervorgebracht, dessen größte Erfindungen selbstgebrannter Alkohol und Kampf-Saunieren sind. In dieser wohlbehüteten Welt
wachsen in den sechziger Jahren Matti und Niila auf. Die Asphaltierung der Dorfstraße ist das erste größere Ereignis.
Danach ändert sich die Welt nur noch, als anlässlich einer Beerdigung eine Schallplatte mit Rock-and-Roll Musik nach
Pajala kommt. Die Bemühungen Mattis und Niilas scheitern jedoch recht schnell nach der Zerlegung des Klassenzimmers in
der fröhlichen Stunde.
Da alle musikalischen Bemühungen Niilas sich recht schnell in Rauch auflösen, gibt es erst eine Änderung als ein ziemlich
verschrobener Musiklehrer aus Schonen nach Pajala kommt. Er hat den Plan, gegen alle Widerstände eine Rockband aufzubauen,
sei es auch, dass er auf seinem Rennrad ein Wettrennen gegen den Schulbus fahren muss. Damit schafft er die Möglichkeit,
dass Matti und Niila endlich vernünftig Gitarre spielen lernen können.
Was das ganze mit dem Himalaja zu tun hat? Das wird einem nach der Rahmenhandlung von Populärmusik aus Vittula klar.
Freunde unsubtilen schwedischen Humors, die sich auch schon an KOPS erfreut haben, werden
auch an Populärmusik aus Vittula gefallen haben. Allerdings dürfte einiges an Witz durch die deutsche Übersetzung
verloren gegangen sein. Wie soll man auch finnisches Schwedisch korrekt wiedergeben?
Bei den schwedischen Alkoholpreisen muss ich wohl ein Apothekerfläschen reinsten Vodkas (geschätzer Preis: 8 Euro)
für meine Kinokarte gegenrechnen. Das könnte man aber auch für Knapsu halten.