Still Walking

Vielleicht sollte ich vorausschicken, dass Hirokazu Kore-Eda aus Japan einer meiner Lieblingsregisseure ist. Er hat mich mit After Life und Dare mo shiranai in seinen Bann gezogen, was zu der komischen Situation geführt hat, dass ich die DVD von Still Walking mir schon aus der Schweiz besorgt habe, bevor Still Walking hier in Deutschland angelaufen war. Still Walking läuft momentan in einer synchronisierten Version ohne die üblichen deutsch-französischen Untertitel der Schweizer Version.

In Still Walking besucht Ryota Yokoyama mit seiner Frau und deren Sohn seine Eltern anlässlich des Todestages seines Bruders Junpei. Junpei war gestorben, als er einen anderen vor 15 Jahren vor dem Ertrinken rettete. Junpeis damalige Frau hatte noch Glück: Denn es gab noch keine Kinder. Also konnte sie unbeschwert einen neuen Ehemann finden. Ryota hat ja auch eine verwitwete Frau gefunden. Verwitwete Frauen sind nie eine gute Wahl, da sie im Gegensatz zu geschiedenen Frauen immer ihrem verstorbenen Ehemann nachtrauern. Wenigstens gibt es bei Ryotas und Junpeis Schwester keine solchen Probleme. Sie ist glücklich verheiratet und hat zwei eigene Kinder. Ihr Mann ist allerdings ein Nichtsnutz.

Wem dies irgendwie bekannt vorkommt, sollte sich nicht wundern. Still Walking seziert geradezu die Spannungen, die es in jeder Familie gibt. Da Still Walking in Japan spielt, kommt noch ein ganzer Schuss Höflichkeit und Gesichtbewahren hinzu, der dieses Familientreffen irgendwie beklemmend macht. Denn es erschließt sich nicht auf den ersten Blick, wer wie zusammengehört und welche Ansprüche von wem geltend gemacht werden. Allerdings immer so, dass es nur diejenigen wissen, die davon nicht betroffen sind.

Wie auch schon in Dare mo shiranai schafft es Hirokazu Kore-Eda, zum Teil wunderschöne Bilder gegen eine total spannungsgeladene Geschichte zu montieren. Man könnte geradezu sagen, dass die heile Welt auf der visuellen Ebene hergestellt wird, während sie auf der akustischen Ebene wieder zerstört wird. Still Walking ist damit die treffendste Darstellung des Innenlebens ein jeder Familie. Dafür gibt es ein Zehntel des Preises des vorbeigebrachten Sushis in Still Walking, nämlich 1700 Yen (=15,27 Euro), für die Kinokarte von 7 Euro

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