Dokumentarfilme sind im allgemeinen etwas weniger risikoreich als deutsche
Spielfilmproduktionen, womit ich Freunde eines gepflegten Verrisses schon
mal im voraus enttäuschen möchte. The Fog of War ist ein klassischer
Dokumentarfilm aus den Vereinigten Staaten. Klassisch in diesem Sinne
bedeutet, das der Regisseur nicht wie Michael Moore in Bowling for Columbine
und Fahrenheit 9/11 oder Morgan Spurlock in Supersize Me auf irgendwelche
selbsterklärten Feinde eindreschen.
The Fog of War ist ein Rückblick auf das Leben von Robert Strange McNamara,
einst Manager bei Ford, dann Verteidiungsminister und Kennedy and Johnson
und schließlich Präsident der Weltbank. Robert S. McNamara ist mittlerweile
85 und in diesem Alter ist es nun mal erlaubt, ein Resümee zu ziehen.
The Fog of War besteht aus 11 Lektionen und einem Epilog, die mir leidlich
bekannt vorkamen. Man kann so etwas wie "Versetze Dich in die Rolle Deines
Gegenüber", "Überprüfe Deine Wahrnehmung und Deine Einschätzung" und "Mann
kann die menschliche Natur nicht verändern." auch auf gewissen
Persönlichkeitsseminaren hören. Es war äußerst interessant, dass ein Mann,
der in seiner Amtszeit nach eigenem Bekunden dreimal an einem Atomkrieg
vorbeigeschrappt ist, zu solchen Schlüssen kommt.
In dem verwendeten Archivmaterial wirkt McNamara, der Typ mit dem immer
korrekten Seitenscheitel, ein bisschen wie ein Überflieger. Er ist
derjenige, der erst mal Zahlen und Statistiken haben möchte, bevor er eine
Entscheidung trifft. Dennoch war die bewegensten Momente die
Tonbandaufnahmen, wo er mit Johnson über den Vietnamkrieg spricht, eine
Sache, die McNamara nie völlig unterstützen konnte.
Für The Fog of War gibt es 8,50 von gezahlten 6,50 Euro.