Umimachi diary ist der neuste Film von Hirokazu Kore-Eda, den ich sehr schätze. Ich hatte schon befürchtet, es würde
etwas schwere Kost wie in Like Father, Like Son. Umimachi diary, den ich in japanischer
Originalversion mit gut lesbaren Untertiteln gesehen habe, ist jedoch eine Realverfilmung einer Mangaserie von Akimi Yoshida
und basiert nicht auf einem von Kore-Eda selbst geschriebenen Drehbuch.
Die drei Schwestern Sachi, Yoshino und Chika leben zusammen in einem etwas älteren Holzhaus, einem Familienerbstück, als sie
die Nachricht erhalten, dass ihr Vater gestorben ist. Daraufhin fahren sie von Kamakura am Meer in die Berge nach Yamagata in
ein Thermalhotel, wo ihr Vater vor seinem Tod gearbeitet hat. Dort treffen sie nicht nur dessen dritte Ehefrau, sondern auch
die 13-jährige Tochter aus der zweiten Ehe ihres Vaters, Suzu. Suzu hat bislang zusammen mit ihrem Vater bei ihrer Stiefmutter
gewohnt. Das ist der Punkt, wo die Familiengeschichte kompliziert wird. Wegen Suzus Mutter haben sich die Eltern der drei
Schwestern getrennt. Die Mutter lebt jetzt weit weg in Sapporo auf Hokkaido.
Nach der Beerdigung des Vaters bietet Sachi Suzu an, nach Kawakura zu kommen, um mit den drei Schwestern zusammenzuleben.
Zuerst wirkt es für japanische Gemüter unheilvoll, jemanden in die Famile aufzunehmen, dessen Verwandte so viel Unglück über
eine Familie gebracht haben. Die Großtante der drei Schwestern reagiert auch ganz empört. Dennoch gliedert sich Suzu recht
schnell in die Gemeinschaft des Dorfes am Meer ein, insbesondere als ihre Fähigkeiten im Fußball das Schulfußballteam
beflügeln.
Umimachi Diary zeigt auch, dass das Leben der drei anderen Schwestern nicht immer so perfekt ist, wie wir das uns erwarten.
Jeder hat so kleine Macken und Fehler, mit denen man immer wieder zu kämpfen hat. Umimachi Diary wartet auch mit den Kore-Eda
typischen Landschaftsbildern auf, welche die Handlung so beeindruckend machen. Ich möchte nicht wissen, welche Arbeit hinter
dem Location Scouting gesteckt hat. Ich bin überwältigt, wie viel Kore-Eda mit fast nichts aussagen kann. Ich nehme Umimachi
diary neben After life, Niceland (Population 1.000.002) und
I'm a cyborg, but that's OK in die Filmgalerie des After-life-ismus auf. Was der
After-life-ismus ist, wird bei I'm a cyborg, but that's OK erklärt.
Ich möchte hiermit auch schon ein Frohes Weihnachtsfest wünschen, auch wenn meine Planungen für heute Abend noch
Mistress America vorsehen.